Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg:Rücktritt? Nö!

Bei der Hausarbeit eines Studienanfängers und bei Texten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages - überall soll Dr. a. D. zu Guttenberg abgepinnt haben, ohne die Quellen korrekt zu nennen. Einen Rücktritt schließt der Verteidigungsminister aber aus - und eine Mehrheit der Deutschen findet das offenbar richtig so.

Die Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg reißen nicht ab. In seiner Doktorarbeit hat der CSU-Politiker mindestens bei 19 Autoren nicht korrekt zitiert. Auf der Seite GuttenPlag Wiki wollen Internetnutzer mittlerweile Plagiate auf 247 Seiten der Arbeit gefunden haben.

Guttenberg-Memoiren - Fußnoten

Das Buch 'Fußnoten' mit den Memoiren von Karl Theodor zu Guttenberg. Das Buch stammt vom Großvater des Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg.

(Foto: dpa)

Nach Angaben der Berliner Zeitung kupferte er dabei auch aus der Hausarbeit eines Studienanfängers an der Freien Universität Berlin ab. Auf mehreren Seiten fänden sich Textstellen einer Grundkurs-Hausarbeit aus dem März 2003, berichtet das Blatt. Ein Dozent am Otto Suhr-Institut der FU Berlin habe die Hausarbeit anonymisiert als Beispiel für eine gelungene Arbeit online gestellt, aber auf den Urheberschutz hingewiesen.

In Guttenbergs Dissertation finde sich unter anderem das zweiseitige Fazit des Studienanfängers mit leicht veränderten Formulierungen fast komplett auf den Seiten 369 und 370 wieder.

Unterstützung von Stoiber

Dem Spiegel zufolge nahm Guttenberg zudem die Expertise des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages in Anspruch, der die Parlamentarier bei der Ausübung ihres Mandats unterstützen soll. Ein von Guttenberg in Auftrag gegebenes Gutachten sei fast vollständig in die Dissertation eingeflossen. In einer Fußnote werde auf die Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes hingewiesen, allerdings nicht auf den Autor Ulrich Tammler.

Doch Guttenberg ficht das alles nicht ernsthaft an - einen Rücktritt schloss er aus. "Unsinn!" - antwortete er dem Focus auf die Frage, ob er an einen Rücktritt gedacht habe.

Es obliege ihm nicht zu beurteilen, was der Vorgang für seine Glaubwürdigkeit und Autorität bedeute, sagte er: "Aber beidem gerecht zu werden, bleibt mein Anspruch", unterstrich er.

Am Freitag hatte er Fehler in seiner Dissertation eingeräumt. Bis zur Klärung der Vorwürfe durch die Uni Bayreuth will er den Doktortitel nicht führen. Zugleich hatte er aber betont, dass er zu keinem Zeitpunkt in seiner Dissertation bewusst getäuscht habe.

Unterstützung bekam Guttenberg derweil vom CSU-Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber. "Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein", sagte er der Bild-Zeitung.

Auch die Deutschen zeigen sich einigermaßen gelassen: Nach einer repräsentativen Umfrage von TNS Emnid sind 68 Prozent der Bundesbürger der Ansicht, dass der Minister im Amt bleiben soll.

27 Prozent sprachen sich für einen Rücktritt aus und fünf Prozent machten keine Angaben.

"Doktorarbeit von Ghostwritern"

Die Opposition verschärfte dagegen ihre Kritik. "Es entsteht der Eindruck, dass Teile der Doktorarbeit von Ghostwritern in der Bundestagsverwaltung geschrieben wurden", erklärte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann.

German Defence Minister zu Guttenberg makes a statement in his ministry in Berlin

Guttenberg ist harscher Kritik ausgesetzt - aber er bekommt auch Unterstützung.

(Foto: REUTERS)

Die Aussage Guttenbergs, es hätten keine Mitarbeiter mitgewirkt, sei inzwischen wenig glaubwürdig. Bundestagspräsident Norbert Lammert müsse den Vorgang schnell untersuchen. "Die Öffentlichkeit hat Anspruch darauf zu erfahren, ob der Wissenschaftliche Dienst zu Privatzwecken eingesetzt wurde und Guttenberg seine Promotion auf Kosten der Steuerzahler geschrieben hat", sagte Oppermann. Wenn dies der Fall wäre, hätte Guttenberg sein Abgeordnetenmandat missbraucht.

Ähnlich äußerte sich Linken-Chef Klaus Ernst. "Wenn Herr zu Guttenberg einen Teil seiner Doktorarbeit vom Wissenschaftlichen Dienst schreiben lassen hat, dann ist eine Grenze überschritten", erklärte Linken-Chef Klaus Ernst. Dies sei Amtsmissbrauch.

Der Verteidigungsexperte der Grünen, Omid Nouripour, warf Guttenberg zudem vor, er belaste mit der Affäre die Bundeswehr. "Die Textvergleiche zur Doktorarbeit liegen auf dem Tisch, eine Erklärung von Guttenberg hierfür aber weiterhin nicht", sagte er der Leipziger Volkszeitung.

Der Minister hätte klar sagen müssen, was er mit "Fehlern" gemeint habe und wie es zu den Textgleichheiten gekommen sei. "Der Minister demontiert sich gerade selbst", sagte Nouripour. Auch der Bundeswehr, die vor einer tiefgreifenden Reform stehe, sei er Klarheit schuldig.

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