Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will die Täuschungsvorwürfe bezüglich ihrer Doktorarbeit durch eine umfassende Stellungnahme vor der Universität Düsseldorf ausräumen. "Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu wehren. Das heißt, ich werde zu den Vorwürfen gegenüber der Universität Stellung beziehen", sagte sie der Südwest Presse und fügte hinzu: "Ich lasse mir das nicht bieten."
Der Rheinischen Post sagte Schavan: "Ich habe zu keinem Zeitpunkt bei der Arbeit an meiner Dissertation versucht zu täuschen. Sobald mir der Promotionsausschuss Gelegenheit dazu gibt, werde ich zu den Vorwürfen Stellung nehmen."
Ein Gutachter wirft ihr bewusste Täuschung vor. Es ergebe sich das "charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise", stellte der Prüfer der Universität Düsseldorf fest, wie die Süddeutsche Zeitung aus der Analyse zitierte. Insgesamt soll es auf 60 der 351 Seiten langen Doktorarbeit beanstandete Textstellen geben.
Schavan griff nun ihrerseits die Universität scharf an. "Es ist ein bemerkenswerter Vorgang, dass ein vertrauliches Gutachten eines Hochschullehrers der Presse vorliegt, bevor die Betroffene von der Existenz des Gutachtens weiß." Die Ministerin hatte von dem Gutachten für die Promotionskommission erst aus den Medien erfahren.
Erst auf Nachfrage Schavans hatte der Rektor der Universität Düsseldorf ihr das 75-seitige Gutachten am Wochenende zugeschickt. Schavan kündigte an, sich weiter an die Spielregeln zu halten "und mit der Universität nicht über die Öffentlichkeit zu kommunizieren".
Kritik aus der Opposition
Aus Sicht des SPD-Bildungspolitikers Ernst Dieter Rossmann muss die Ministerin zurücktreten, wenn sie den Doktortitel verlieren sollte. "Es wird eng", sagte er der Berliner Zeitung. Denn das sei nicht mehr nur ein anonymer Plagiate-Rechercheur, sondern die Hochschule, die zu einem Meinungsbild komme.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast sieht Schavan schon jetzt beschädigt: Noch habe diese ihr Amt formal inne, "aber die Glaubwürdigkeit, die sie für eine gute Amtsführung braucht, hat sie schon verloren", sagte Künast der Rheinischen Post. Es sei "beschämend, dass Schavan die Sache aussitzen will".