Philippinen:Wahlsieg von Marcos Jr. zeichnet sich ab

Ferdinand Marcos Jr. hat die Präsidentenwahl auf den Philippinen mit voraussichtlich mehr als 59 Prozent der Stimmen klar gewonnen. Laut der inoffiziellen Hochrechnung der katholischen Organisation "Pastoraler Rat der Gemeinden für verantwortungsbewusstes Wählen" (Pastoral Parish Council for responsible voting, PPCRV) lag der 64-jährige Diktatorensohn am späten Montagabend nach Auszählung von mehr als 90 Prozent der Wahlbezirke uneinholbar vorn. Die Oppositionskandidatin für die Präsidentschaft und amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo, 57, kam laut dem von dem Rat veröffentlichten vorläufigen Wahlergebnisses mit rund 28 Prozent abgeschlagen auf den zweiten Platz. Bei der Wahl des Vizepräsidenten stimmten demnach mehr als 60 Prozent der Wähler für Sara Duterte, 45, Bürgermeisterin von Davao und Tochter des amtierenden Präsidenten Rodrigo Duterte, 77, dem die Verfassung keine zweite Amtszeit erlaubt.

Sara Duterte war mit Marcos als "UniTeam" angetreten. Bis zuletzt hatten Tausende katholische Priester, Bischöfe und Ordensleute die Gläubigen vor einem Comeback des Marcos-Clans gewarnt und zur Wahl Robredos aufgerufen. Mit dem Wahlsieg kehrt der Clan mehr als 36 Jahre nach dem Sturz von Diktator Marcos Sr. an die Macht zurück. Rund 66 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, sich für einen der zehn Präsidentschaftskandidaten und neun für die Vizepräsidentschaft zu entscheiden. Marcos und Duterte führten als einzige Programmpunkte im Wahlkampf eine Beschwörung der Einheit der Philippinen und das Versprechen der Fortsetzung der Politik ihrer Väter an. Über Trolle dominierten Marcos und Duterte laut Beobachtern mit Fake News und Geschichtsklitterungen die Sozialen Medien und gewannen offenbar so die internetaffine Jugend. Marcos Jr. zeichnete das von Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung politischer Gegner und Korruption geprägte Regime seines Vaters als "goldenes Zeitalter der Philippinen". Markenzeichen der Amtszeit von Rodrigo Duterte waren ebenfalls massive Menschenrechtsverletzungen, Tausende Morde im sogenannten Krieg gegen Drogen, Unterdrückung der Pressefreiheit und Verfolgung Andersdenkender. Ersten Berichten zufolge soll es bei der Wahl am Montag zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein. Die Wahlkommission bestätigte Medienberichte über zeitweise Ausfälle vieler Wahlautomaten, wodurch sich vor den Wahllokalen bis zum offiziellen Ende der Abstimmung um 19 Uhr Ortszeit lange Schlangen gebildet hätten. In mindestens einem Wahllokal wurden Probewahlzettel des "UniTeam" von Marcos und Duterte mit offiziellen Wahlunterlagen vermischt, wie Wahlbeobachter des Hilfswerks Caritas und des PPCRV mitteilten.

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