Philippinen:Duterte macht den Weg für seine Tochter frei

FILE PHOTO: Philippines President Rodrigo Duterte arrives to attend the enthronement ceremony of Japan's Emperor Naruhito in Tokyo

Sara Duterte-Carpio könnte ihren Vater beerben und die nächste Präsidentin der Philippinen werden.

(Foto: Carl Court/Reuters)

Der Präsident der Philippinen hat seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Sara Duterte-Carpio gilt als aussichtsreichste Nachfolgerin. Doch es bewerben sich noch weitere schillernde Figuren.

Von David Pfeifer, Bangkok

Es wird nicht langweilig im Rennen um die nächste Präsidentschaft auf den Philippinen. "Ich sage meinen Landsleuten nun, dass ich ihrem Willen folge und heute meinen Ruhestand bekannt gebe", erklärte der amtierende Präsident Rodrigo Duterte, 76, am Samstag auf einer Pressekonferenz. Am Tag davor hatte Christopher "Bong" Go seine Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten eingereicht, das Duterte eigentlich haben wollte.

Nur zwei Wochen zuvor hatte sich Go dem Wunsch seiner Parteikollegen noch widersetzt, für das Amt des Präsidenten anzutreten, um es Rodrigo Duterte zu ermöglich, Vizepräsident zu werden. Dessen Tochter, Sara Duterte-Carpio, 43, werden wiederum Ambitionen auf das Amt des Präsidenten nachgesagt. In Umfragen führt sie, nur hat sie zuletzt mehrfach vehement ausgeschlossen, sich gemeinsam mit ihrem Vater bewerben zu wollen. Nach seinem Rückzug und Gos Kandidatur wäre der Weg auf das oberste Amt für sie frei.

Wer sich nun an eine Telenovela erinnert fühlt, könnte in den kommenden Monaten noch reichlich Verwirrendes zu hören bekommen, denn gewählt wird erst im Mai. Vergangene Woche hat auch der vielfache Ex-Weltmeister Manny Pacquiao seinen Rücktritt vom Boxen bekannt gegeben, mit 42 Jahren, und damit gleichzeitig seinen seit Langem erwarteten Eintritt in das Rennen um die Präsidentschaft verkündet. "Es ist die härteste Entscheidung meines Lebens, aber ich habe meinen Frieden damit gemacht", gab Pacquiao über soziale Medien bekannt. "Wir brauchen eine Regierung, die dem Volk dient, mit Integrität, Anteilnahme und Transparenz."

Manny Pacquiao, einst von Rodrigo Duterte in die Politik geholt, überwarf sich mit seinem Förderer und will seine Kampagne vor allem mit dem Versprechen der Korruptionsbekämpfung befeuern, ein riesiges Problem für die etwa 110 Millionen Menschen in dem Inselstaat. Große Chancen werden dem ehemaligen Champion allerdings nicht eingeräumt, als Boxer ist er ein Volksheld, als Politiker wird er bislang nicht ernst genommen. Da kämpfen beide Dutertes in einer höheren Gewichtsklasse.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat Untersuchungen gegen Duterte eingeleitet

Auch Senator Christopher "Bong" Go, 47, galt bislang eher als so etwas wie der Assistent von Duterte. In den vergangenen Jahren fiel Go dadurch auf, dass er dem Chef Dokumente und Medikamente hinterhertrug. Auch am Freitag, als er seine eigene Kandidatur für die Vizepräsidentschaft einreichte, erschien Go in Begleitung von Duterte im "Sofitel Hotel" in Pasay, Manila, in dem die Anwärter sich seit 1. Oktober registrieren lassen können. Beobachter gehen deshalb nun davon aus, dass er sich wie eine Spielfigur vom noch amtierenden Präsidenten herumschieben lässt. "Unter den Umständen, dass Präsident Duterte sich entschieden hat, seine Nominierung zurückzuziehen, bin ich hier, um mich dem Wettbewerb um die Vizepräsidentschaft zu stellen", sagte Go. "Ich werde kein Ersatzrad sein", zitiert ihn der Nachrichtendienst der Regierung.

Sara Duterte-Carpio wiederum reichte am Samstag ihre Papiere ein, um sich für eine weitere Amtszeit als Bürgermeisterin von Davao zu bewerben, wo sie ihrem Vater bereits nachgefolgt war. Es ist allerdings anzunehmen, dass Rodrigo Duterte nicht nur Senator Go, sondern auch seine Tochter gezielt einsetzt, um in den kommenden Wochen maximale Aufmerksamkeit zu binden und den Wahlkampf zu beeinflussen. "Die Leute sollten seine jüngste Ruhestandsankündigung nicht ernst nehmen", sagt Carlos Zarate, ein Politiker und Aktivist aus Davao, der die politische Karriere Dutertes seit Jahren verfolgt. "Das ist ganz klar Teil der dubiosen Machenschaften der Duterte-Clique, ein Täuschungsmanöver vor der Wahl."

Alleine schon, weil der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Untersuchungen gegen den amtierenden Präsidenten eingeleitet hat, wird vermutet, dass sich Rodrigo Duterte nicht ins Privatleben zurückziehen kann und sich durch politische Immunität davor schützen will, angeklagt zu werden. Sein "War on drugs", die ultraharte Linie gegen Drogenvergehen, hatte ihm 2016 die Präsidentschaft gesichert, in den ersten sechs Monaten nach seiner Amtsübernahme starben etwa 7000 Dealer, viele davon Kleinkriminelle, die regelrecht exekutiert wurden, wie "Amnesty International" berichtete.

Es gibt noch weitere Kandidaten für das Präsidentenamt

In den vergangenen zwei Wochen gab außerdem Senator Panfilo Lacson, 73, seine Kandidatur bekannt, ein ehemaliger Polizeichef, der gemeinsam mit Senatssprecher Vicente Sotto antreten will, einem ehemaligen Schauspieler und Musiker, der schon vor Längerem in die Politik gewechselt ist. Lacson hatte 2004 schon einmal versucht, Präsident zu werden. Laut der Nachrichtenagentur Reuters sagte er: "Das Land ist begraben unter einem Schuldenberg, viele haben ihre Jobs verloren ... Korruption ist alltäglich und illegale Drogen sind immer noch unkontrolliert."

Ein weiterer Kandidat mit einem klangvollen Namen ist Ferdinand Marcos junior, Sohn von Imelda und Ferdinand Marcos, der das Land 21 Jahre als Diktator regiert hatte. Marcos jr., den Menschen auf den Philippinen noch als junger Playboy bekannt, der das vom Volk ergaunerte Vermögen seiner nach Hawaii geflüchteten Eltern durchbringt, ist mittlerweile 64 Jahre alt und nach Umfragen der Kandidat mit den zweitbesten Chancen nach Sara Duterte-Carpio. Daneben treten noch andere illustre Figuren an, wie Isko Moreno, 46, ehemaliger Fernsehstar und aktuell Bürgermeister von Manila, der in einem Slum aufgewachsen ist und bei der Bekämpfung der Pandemie einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Auch die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo, 56, hätte wohl Chancen, wenn sie denn kandidieren würde. 2016 hatte sie Ferdinand Marcos jr. als Vizepräsidenten durch ihr eigenes Engagement knapp verhindern können. Sie gilt nach den Jahren unter Duterte als dessen Gegenspielerin und hat sich vor allem durch Armutsbekämpfung eine Wählerschaft gesichert. Das alles kann sich freilich noch ändern, denn die Kandidatinnen und Kandidaten dürfen sich bis zum 8. Oktober um die Präsidentschaft bewerben. Dann erst beginnt der Wahlkampf.

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