Philipp Rösler und die FDP:Die mitfühlende "Wunderwaffe"

Es ist die Krönung einer rasanten Karriere: Philipp Rösler soll die FDP als Parteichef aus der Krise führen. Doch schon vor seiner Wahl war der designierte Vorsitzende massiv unter Druck geraten.

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Philipp Rösler

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Es ist die Krönung einer rasanten Karriere: Philipp Rösler soll die FDP als Parteichef aus der Krise führen. Doch schon vor seiner Wahl war der designierte Vorsitzende massiv unter Druck geraten.

Philipp Rösler gilt schon länger als die "neue Wunderwaffe" der Liberalen. Nun soll er an oberster Stelle zum Einsatz kommen: Nach den herben Niederlagen bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und dem Verzicht von Guido Westerwelle auf eine erneute Kandidatur soll Rösler den Vorsitz übernehmen. Mit 38 Jahren wäre der Gesundheitsminister der jüngste Vorsitzende in der Geschichte der FDP.

Walter Hirche und Philipp Rösler, 2002

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Der gebürtige Vietnamese, der im Alter von neun Monaten von einem deutschen Ehepaar aus Norddeutschland adoptiert wurde, hat seine Karriere in der Partei früh begonnen: Mit 19 Jahren schließt er sich den Jungen Liberalen an. Wenig später übernimmt er den Kreisvorsitz der "Julis" in Hannover. Von 2000 bis 2004 ist er Generalsekretär der FDP in Niedersachsen. Rösler und sein Förderer Walter Hirche (Foto) bekommen vor der Landtagswahl 2003 die ersten beiden Listenplätze. Damals strebt die Partei unter Westerwelles Führung nach der 18-Prozent-Marke, die Zahl leuchtet grell von den Wahlplakaten, doch die Kampagne floppt. In Niedersachsen schafft die FDP mit 8,1 Prozent zumindest den Wiedereinzug in den Landtag.

Philipp Rösler zum Fraktionschef wiedergewählt

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Von da an geht es für den rhetorisch begabten Jungpolitiker weiter steil bergauf: Kaum im Landtag angekommen, wählen ihn die FDP-Abgeordneten einstimmig zum neuen Fraktionschef. Auch die Parteispitze in Berlin wird bald auf ihn aufmerksam.

FDP erwartet keine absolute CDU-Mehrheit bei Landtagswahl

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Das Nachwuchstalent findet beim Parteivolk schnell Gefallen: Auf dem Kölner Parteitag 2005 wählen die Delegierten Rösler in das Parteipräsidium - mit 95 Prozent der Stimmen erreicht er das beste Resultat der Führungsriege.

Politikerbesuch an der Baustelle zum JadeWeserPort

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Rösler macht sich für einen "mitfühlenden Liberalismus" in der FDP stark, der über rein ökonomische Fragen hinausgeht. 2008 formuliert er in einem Papier unter dem Titel "Was uns fehlt" seine Vision liberaler Politik. In Niedersachen gelingt dem jungen Hoffnungsträger unterdessen ein Erfolg nach dem anderen: 2007 kürt ihn die Partei zum Spitzenkandidaten. Im Januar 2008 gewinnt die FDP unter seiner Führung 8,2 Prozent der Stimmen und regiert erneut in einer Koalition mit der CDU unter dem damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff. 2009 wird Rösler jüngster Wirtschaftsminister der Bundesrepublik - er wird es nicht lange bleiben.

Koalitionsverhandlungen in Berlin - Philipp Rösler

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"Hier in Hannover ist meine Welt", erklärt Rösler beständig. Aber nach dem Rekordergebnis der FDP bei der Bundestagswahl 2009 werden für die schwarz-gelbe Koalition alle Talente gebraucht. Westerwelle holt den Arzt überraschend als Gesundheitsminister ins Kabinett. Auch in dieser Runde ist Rösler bis zur Ernennung von Kristina Schröder (damals noch mit Nachnamen Köhler) mal wieder der Jüngste.

Kabinett

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Es ist nicht gerade der beliebteste Posten im Kabinett, doch Rösler kann sich trotz der Debatten um Kopfpauschalen und Ärztehonorare als sachlicher Politiker profilieren und dabei auch eigene Akzente setzen. Aber nicht alle seine Ziele erreicht er.

Rösler lässt sich impfen

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Die erste Herausforderung ist schnell gefunden: "H1N1", die Schweinegrippe. Rösler beruft einen Impfgipfel ein, als es inmitten der Seuchenpanik zu Engpässen bei der Versorgung mit Impfstoffen kommt. Noch größer als die Pandemie bleibt als Herausforderung für Rösler aber die Gesundheitsreform.

FDP - Philipp Rösler

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Es ist das Streitthema der schwarz-gelben Koalition, besonders die CSU stellt auf stur. Letztendlich verständigten sich die Parteispitzen auf einen Plan, bei dem die Beiträge für die Krankenversicherungen auf 15,5 Prozent des Bruttolohns steigen, einheitliche Zusatzbeiträge werden erlaubt. Der Bundestag nickt die Reform in November 2010 ab. Mit dem Wahlversprechen der FDP - "mehr Netto vom Brutto" - hat sie allerdings wenig zu tun. Und auch von seinem ursprünglichen Plan für eine grundlegende Reform samt der Einführung einer Kopfpauschale bleibt wenig übrig. Auf dem Bild ist Rösler bei einem Besuch einer Kinderklinik in Magdeburg zu sehen.

Bundestag

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Nun wartet die größte Herausforderung auf den Vater von Zwillingen: Als Parteichef muss Rösler die FDP aus der Krise manövrieren. Dabei gerät er schon vor seiner Wahl auf dem Parteitag in Rostock massiv unter Druck: Trotz des Abgangs von Westerwelle verweilt die FDP in Umfragen stabil unter fünf Prozent. Der Machtkampf an der Parteispitze droht zudem, auch Rösler zu beschädigen. Denn in der Fraktion werden die Stimmen immer lauter, die am künftigen Parteiboss vor allem eines bemängeln: Führung. Von einem drohenden Fehlstart ist die Rede.

Kabinett

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Kurz vor dem Parteitag in Rostock scheint sich Rösler dann doch durchgesetzt zu haben: Mit einer umfassenden Personalrochade will er das Chaos an der Spitze beenden. Für Birgit Homburger wechselt Rainer Brüderle an die Fraktionsspitze - und gibt seinen Posten als Wirtschaftsminister an Rösler ab. Im Gesundheitsministerium folgt Daniel Bahr Rösler nach.

Der Machtkampf an der FDP-Führungsspitze in den Tagen vor dem Parteitag glich einem Pokerspiel. Ob Rösler es noch bereuen würde, die Kandidatur angetreten zu haben, bleibt also abzuwarten. So lange wie Guido Westerwelle, nämlich zehn Jahre, will er allem Anschein nach aber sowieso nicht im Amt bleiben: Mit 45 Jahren, hatte Rösler mehrfach angekündigt, wolle er sich aus der Politik zurückziehen.

© sueddeutsche.de/isch/hai
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