Elf Minuten. So viel Zeit hat Sonja Berger, um den Mann im Rollstuhl zu begrüßen, ihm zuzuhören, vielleicht den Bildband über Zweisimmen anzuschauen, der auf seinem Tisch liegt. Mehr Betreuung vergütet die Politik nicht, die restliche Zeit ist für die eigentliche Pflege reserviert. Der 63-jährige Mann mit dem zerfurchten Gesicht hat Multiple Sklerose, Pflegestufe 11 von maximal 12, er braucht also bei fast allem Hilfe. Waschen, Kompressionsverbände anlegen, in den Rollstuhl hieven, Essen in mundgerechte Stücke schneiden, Medikamente geben, Katheter leeren: auch für diese komplexen Aufgaben ist eine genaue Minutenzahl veranschlagt. Bei dem Mann mit MS: etwas mehr als dreieinhalb Stunden pro Tag. Brauchen Sonja Berger und ihre Kolleginnen länger, fehlt die Zeit bei den anderen Heimbewohnern. Und das passiert häufig.
Pflegeberufe in der Schweiz:Eine Abstimmung, die Druck macht
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Auch in der Schweiz haben Pflegekräfte mit miesen Arbeitsbedingungen und Berufsaussteigern zu kämpfen. Nun wird über eine Reform abgestimmt, die die Lage verbessern könnte. Ein Vorbild für Deutschland? Unterwegs mit einer Pflegefachfrau im Altenheim.
Von Isabel Pfaff, Spiez
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