Personalmangel:Städtetag ruft nach ausländischen Fachkräften

Personalmangel: Schon heute fehlen Fachkräfte für die Betreuung von Kindern, Kranken und Alten - und die Not wird noch größer.

Schon heute fehlen Fachkräfte für die Betreuung von Kindern, Kranken und Alten - und die Not wird noch größer.

(Foto: Christian Charisius/DPA)

In der Pflege und in den Kitas werde sich die Personalnot noch dramatisch verschärfen, warnt der Spitzenverband der deutschen Städte. Die Bundesregierung müsse schnell "viel mehr Zuwanderung von Fachkräften" ermöglichen.

Der Deutsche Städtetag sieht einen dramatischen Fachkräftemangel in Krankenhäusern, bei der Pflege und in der Kinderbetreuung. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir rechnen mit 230 000 fehlenden Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas sowie 300 000 fehlenden Pflegekräften in den kommenden Jahren." Die Bundesregierung müsse im neuen Jahr konkrete Schritte für viel mehr Zuwanderung von Fachkräften in soziale Berufe unternehmen. "Wir brauchen sehr viele Fachkräfte, die wir in Deutschland weder finden noch kurzfristig ausbilden könnten."

Dedy sagte weiter: "Wenn die Babyboomer in Rente gehen, verschärft sich das Problem dramatisch. Wir müssen diese Menschen ja nicht nur durch Nachwuchskräfte ersetzen, sondern auch mitdenken, dass viele von ihnen selbst pflegebedürftig werden." Ab 2026 greife zudem der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen. "Bis zu einer Million Kinder sollen dann zusätzlich betreut und gefördert werden. Auch dafür fehlt uns qualifiziertes Personal. Deshalb ist es richtig, dass die neue Bundesregierung Arbeitskräften die Zuwanderung nach Deutschland erleichtern will. Im neuen Jahr muss der Bund sehr zügig konkrete Schritte dafür gehen."

Dazu gehöre, in anderen EU-Staaten und in Drittstaaten "gezielt und schnell" Fachkräfte für soziale Berufe anzuwerben sowie die Ausbildung junger Menschen vor Ort konkret zu unterstützen, so Dedy. "Der Bund muss außerdem Hürden beseitigen, die den zugewanderten Arbeitskräften den Start bei uns in Deutschland schwer machen. Bildungs- und Berufsabschlüsse und Berufserfahrungen müssen unbürokratisch anerkannt werden."

Personalmangel: Helmut Dedy (SPD), Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, fordert vom Bund "zügig konkrete Schritte", um Arbeitskräften die Zuwanderung zu erleichtern.

Helmut Dedy (SPD), Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, fordert vom Bund "zügig konkrete Schritte", um Arbeitskräften die Zuwanderung zu erleichtern.

(Foto: Martin Schutt/DPA)

Die neue Koalition habe angekündigt, dass sie das Einwanderungsrecht modernisieren und die Arbeitskräfteeinwanderung erleichtern wolle. "Das ist gut und muss jetzt schnell gehen, ohne sich im Detail zu verhaken. Es geht darum, dass unser soziales Netz sicher bleibt und keine Löcher bekommt", sagte Dedy. "Wir brauchen die helfenden Hände aus dem Ausland."

Auch die Krankenhäuser schlagen Alarm

Bereits am Vortag hatten sich die Krankenhäuser alarmiert gezeigt. Bundesweit sind laut Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DIK) etwa 22 300 Pflegestellen nicht besetzt. Seit 2016 habe sich die Zahl verdreifacht. Jedes zweite Krankenhaus erwarte in den nächsten drei Jahren, dass sich die Personalsituation in der Pflege verschlechtert. Zum Befragungszeitraum hatten 84 Prozent der Krankenhäuser Probleme, offene Pflegestellen auf Allgemeinstationen zu besetzen. "Der Pflegepersonalmangel ist das drängendste Problem der Gesundheitspolitik. Er muss nach ganz oben auf die politische Tagesordnung", sagte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß.

Von den Krankenkassen kam Kritik: Die Kliniken hätten die wichtigsten Instrumente für mehr Pflegepersonal selbst in der Hand. "Wir erwarten, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft selber handelt und nicht immer nur auf andere zeigt", sagte Florian Lanz, der Sprecher des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). "Über die Höhe der Vergütung und die Anzahl der Ausbildungsplätze, um genug Pflege-Nachwuchs für die Kliniken zu bekommen, entscheiden die Kliniken selbst. Die Kosten für Pflegepersonal bekommen die Kliniken selbstverständlich zu 100 Prozent finanziert."

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