Pflege:Ausbildung zum Allrounder

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Der Bundestag hat sich auf eine Reform der Pflegeberufe geeinigt - nach langen Streitereien. Manchen geht die Reform aber immer noch nicht weit genug. Andere sehen "ein großes Durcheinander".

Von Kristiana Ludwig, Berlin

Nach langem Streit hat der Bundestag am Donnerstag eine Reform der Pflegeausbildung beschlossen. Vom Jahr 2020 an werden alle Pflegeschüler zunächst eine zweijährige Ausbildung zu fächerübergreifenden Pflegefachkräften machen. Anschließend können sie wählen, ob sie im dritten Jahr bei der allgemeinen Ausbildung bleiben wollen oder sich auf Altenpflege oder Kinderkrankenpflege spezialisieren möchten. Bislang waren drei verschiedene Berufsbilder möglich.

Die Reform stieß auf Widerstand - deshalb soll sie sechs Jahre nach Einführung überprüft werden

Finanziert werden die neuen Ausbildungswege künftig über einen Fonds. Das Schulgeld, das es in einigen Bundesländern gab, wird abgeschafft. Weil die Reform auf viel Widerstand gestoßen ist, soll sie sechs Jahre nach ihrer Einführung überprüft werden. SPD und Union loben ihren Kompromiss. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach von einer "modernen Pflegeausbildung", die "Pflegekräfte besser auf die veränderten Anforderungen in der Praxis vorbereitet und mehr Berufs- und Aufstiegschancen bietet". Die Opposition nannte die Reform dagegen ein "großes Durcheinander". Der Bundesrat will sich Anfang Juli mit dem Gesetz befassen.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach räumte ein, dass nicht alle Probleme gelöst würden. So sei die Ausbildungsverordnung, die Lehrpläne festlegen solle, nicht fertig geworden, bevor die Abgeordneten über das Gesetz abstimmten. Linken-Politikerin Pia Zimmermann kritisierte, statt die Ausbildung attraktiver zu machen, werde sie nun unübersichtlich. Ursprünglich wollte die Bundesregierung die drei bislang getrennten Ausbildungswege zur Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu einer dreijährigen, generalistischen Ausbildung zusammenfassen.

Der Deutsche Caritasverband begrüßte die Reform. Die neue Ausbildung steigere die Kompetenzen, auch wenn selbst die Wahloption im dritten Ausbildungsjahr "nicht zukunftsfähig" sei. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe zeigte sich dagegen enttäuscht: "Eine echte Reform wird verschoben", hieß es dort. So verstreiche Zeit, die kaum aufzuholen sei.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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