Hessen:Frankfurts Oberbürgermeister Feldmann verzichtet vorerst auf öffentliche Auftritte

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD)

Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann ist wegen möglicher Vorteilsannahme angeklagt (Archivbild).

(Foto: Boris Roessler/picture alliance/dpa)

Nach harscher Kritik wegen möglicher Vorteilsnahme und Sexismus räumt der SPD-Politiker Fehler ein. Er wolle bis zum Ende des Sommers außerhalb der Öffentlichkeit arbeiten.

Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) will sich vorerst aus der Öffentlichkeit herausziehen. Bis zum Ende des Sommers verzichte er auf Pressekonferenzen und andere repräsentative Auftritte, teilte er vor Journalisten mit. Von seinem Amt tritt er jedoch nicht zurück.

"Ja, ich habe Fehler gemacht", räumte Feldmann ein. "Ich stehe zu Recht in der Kritik." In der Öffentlichkeitspause wolle der Bürgermeister sich jetzt den Themen, "an denen mein Herz hängt", widmen. Als Beispiele dafür nannte er Mieten und Sozialpolitik. "Ich werde nicht weniger arbeiten, sondern anders."

Er kritisierte seine Partei für die Forderung nach seinem Rücktritt. Er sei über diese Forderung vorher nicht informiert worden. Gleichzeitig bietet er an, in gemeinsamen Gesprächen eine mögliche Lösung zum Ruhenlassen der Parteimitgliedschaft zu finden.

Feldmann zog 2012 ins Frankfurter Rathaus ein und setzte dabei vor allem auf sozialpolitische Themen wie Wohnraum und Bildung. 2018 wurde er wiedergewählt, seine Amtszeit dauert noch bis 2024 an.

Der 63-jährige Feldmann hatte besonders in den vergangenen Wochen mit mehreren Skandalen und Fehltritten zu kämpfen. Nach Grünen, CDU, FDP und Volt sprach sich schließlich auch Feldmanns SPD für seinen Rückzug aus.

Schon seit längerer Zeit schwelt die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (Awo): Im März hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage wegen eines hinreichenden Tatverdachts der Vorteilsannahme erhoben. Feldmanns damalige Lebensgefährtin und zwischenzeitliche Ehefrau soll als Leiterin einer Awo-Kita "ohne sachlichen Grund" ein übertarifliches Gehalt bezogen haben. Zudem habe die Arbeiterwohlfahrt Feldmann im Wahlkampf 2018 durch Einwerbung von Spenden unterstützt. Im Gegenzug habe er die Interessen der Awo Frankfurt "wohlwollend berücksichtigen" wollen. Feldmann hat angekündigt, seine Mitgliedschaft in der SPD ruhen zu lassen, sollte die Anklage vom Landgericht Frankfurt zugelassen werden.

Vor wenigen Tagen tauchte zudem ein Video auf, das Feldmann auf dem Flug nach Sevilla zum Europa-League-Finale von Eintracht Frankfurt zeigt. Darin äußert er sich sexistisch über Flugbegleiterinnen. Später entschuldigte er sich zwar, er musste für seine sexistische Äußerung aber deutliche Kritik einstecken.

Feldmann hat es sich sogar mit der Eintracht verscherzt

Auch bei der großen Feier auf dem zentralen Römerberg anlässlich des Frankfurter Sieges stand Feldmann im Fokus der Öffentlichkeit - allerdings anders, als er sich das wohl vorgestellt hat. Zehntausende Fans versammelten sich in der Innenstadt, um die Eintracht-Spieler auf dem Balkon des Rathauses zu feiern. Auch Feldmann wollte offenbar im Glanze des Pokals strahlen, allerdings machte er dabei eine ziemlich unglückliche Figur. Er sprach nicht nur die Namen mehrerer Spieler falsch aus, der Oberbürgermeister nahm auch noch Eintracht-Kapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner die Trophäe ab, um sie selbst bei der Feierstunde im traditionsreichen Kaisersaal des Römers vorzuzeigen.

Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann reagierte in einem Bild-Interview ziemlich angesäuert: "Die Spieler und Trainer präsentieren den Pott den Menschen. Alles andere ist Eitelkeit und Narzissmus." Hellmann sagte über Feldmann: "Zwischen Eintracht Frankfurt und ihm ist in Zukunft keine Basis mehr." Er könne sich "nicht vorstellen, dass Peter Feldmann bei unseren Spielen im Stadion noch willkommen ist". In den Tagen des größten Triumphes seit Jahrzehnten verscherzte es sich Feldmann mit dem in Frankfurt identitätsstiftenden Verein.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Textes stand, für den Fall, dass die Anklage gegen ihn zugelassen wird, habe Peter Feldmann seinen Austritt aus der SPD angekündigt. Er hat jedoch lediglich angekündigt, seine Mitgliedschaft in diesem Fall ruhen zu lassen. Wir bedauern den Fehler.

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