Süddeutsche Zeitung

Pestizide:"Glyphosat tötet alles, was grün ist"

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Umweltministerin Svenja Schulze will den Kampf gegen das Insektensterben aufnehmen - zusammen mit der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ein paar neuen Ideen.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat den Kampf gegen das Insektensterben zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit erklärt. "Das Artensterben aufzuhalten, ist eine der zentralen politischen Aufgaben unserer Zeit", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Das Insektensterben nehme rapide zu. "Mit den Insekten verschwinden auch die Vögel. Und all die wertvollen Leistungen, die Insekten für uns erbringen - von der Bestäubung, über die Reinigungsfunktion in Gewässern bis zur Bodenfruchtbarkeit." Schulze hat bereits angekündigt, dass sie gleich nach Ostern mit Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) das geplante Aktionsprogramm für Insektenschutz angehen will. "Ich will die Landwirtschaftsministerin beim Wort nehmen - sie hat gesagt, dass Bienen systemrelevant seien und man etwas tun muss", hatte sie Anfang der Woche gesagt.

Das Programm ist im Koalitionsvertrag festgehalten. Schulze will noch innerhalb der ersten 100 Tage der neuen Regierung Eckpunkte vorlegen. Im Interview verlangte sie, sämtliche Pflanzenschutzmittel zurückhaltender einzusetzen. "Wir brauchen einen grundsätzlichen Glyphosat-Ausstieg in dieser Legislaturperiode. Glyphosat tötet alles, was grün ist. Insekten finden danach keine Nahrung mehr", sagte Schulze. "Aber mit dem Glyphosat-Ausstieg allein ist es nicht getan - wir brauchen einen grundsätzlich restriktiveren Einsatz aller Pflanzenschutzmittel."

Mit einem EU-Programm könnte die Vielfalt in der Landschaft gefördert werden

Ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) sagte: "Was dem Schutz der Biene guttut, tut auch dem Schutz der Gewässer gut. Diese sind wichtige Ressourcen der Trinkwasserversorgung. Wir müssen deswegen jetzt gegensteuern und die Einträge von Pflanzenschutzmitteln insgesamt verringern." Pflanzenschutzmittel und besonders ihre Abbauprodukte machten den kommunalen Versorgern immer mehr Probleme, wenn es darum gehe, die Verbraucher naturnah und kostengünstig mit Trinkwasser zu beliefern. "Wenn die Entwicklung so weitergeht, führt dies zu einer technischen Aufrüstung bei der Aufbereitung."

Die Ministerin sprach sich auch für "ein neues System der europäischen Agrarförderung" aus, mit der Vielfalt in der Landschaft gefördert werde. Dazu solle ein "Naturschutzfonds auf europäischer Ebene" gegründet werden. Für Bauern müsse es sich auszahlen, wenn sie auf Vielfalt statt auf Monokulturen setzten.

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SZ vom 07.04.2018 / dpa, epd
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