Der Name Fujimori steht in Peru für eine der gewalttätigsten Epochen des Landes. In den 1990er-Jahren setzte Alberto Fujimori als Präsident demokratische Regeln außer Kraft, um die Terrororganisation Leuchtender Pfad zu besiegen. Der schmutzige Krieg entvölkerte Landstriche und hinterließ bei den Überlebenden schwere Traumata. 2009 wurde Fujimori wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Doch er kann sich berechtigte Hoffnungen machen, dass der Name Fujimori bei der Wahl am Sonntag an die Spitze der Politik zurückkehrt - über seine Tochter Keiko Fujimori, die in den Umfragen führt. Allerdings verläuft der Wahlkampf chaotisch.
Auch Enthüllungen im Zusammenhang mit den Panama Papers könnten die 41-Jährige auf den letzten Metern den Triumph kosten. In den Daten taucht laut der Internet-Plattform Ojo Público ein wichtiger Wahlkampf-Financier von ihr als Kunde der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca auf, die reichen Peruanern beim Gründen von Offshore-Firmen half.
Keiko Fujimori:Tochter und Rächerin
Perus Ex-Präsident muss für 25 Jahre ins Gefängnis - doch für seine Tochter hat er das Land gerettet. Außer um die Ehre der Familie geht es Keiko Fujimori vor allem um eines: Macht.
Viele ihrer Anhänger haben nichts einzuwenden gegen eine Halbdiktatur
Bisher hat die Hauptrolle im Wahlkampf allerdings die Oberste Wahlbehörde gespielt. Diese legte ein neues Transparenzgesetz so unbarmherzig aus, dass zwei der aussichtsreichsten Rivalen Fujimoris die Kandidatur untersagt wurde. Einer soll Wahlgeschenke verteilt haben, was Fujimori auch nachgesagt wird, trotzdem hat sie bisher die Klippen der Wahlgesetzgebung umschifft. Für ihre Gegner ist das das Signal, dass die Behörde parteiisch ist. Am Mittwoch demonstrierten in Lima Zehntausende, für die der Name Fujimori noch immer für eine Halbdiktatur steht.
Keiko Fujimoris Anhänger sind häufig die, die gegen eine Halbdiktatur nicht zwingend etwas einzuwenden hätten: Menschen also, die von den Reformen des Vaters in den 1990er-Jahren profitierten, oder solche, die ihm den blutigen Feldzug gegen die maoistische Guerilla als Verdienst anrechnen. Keiko Fujimori wurde von ihrem Vater damals zur Primera Dama befördert. Sie fordert härtere Sicherheitsgesetze und Deregulierung, ansonsten fällt sie im Wahlkampf weniger durch programmatische Arbeit auf als durch Events und Konzerte, wie Astrid Becker, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Peru meint.
Durch die Panama Papers könnten die Karten neu gemischt werden
Trotzdem hat Keiko Aussichten, nach 2011 im zweiten Anlauf zu siegen. Damals verlor sie die Stichwahl gegen den Linksnationalisten Ollanta Humala.
Peru hat drei Prozent Wachstum, mit das höchste in Lateinamerika. Der Boom gründet sich auf den Verkauf von Rohstoffen wie Erz, Blei und Gold. Die ständige Vergrößerung der Abbauflächen führt zu Dauerkonflikten mit Ureinwohnern und Umweltschützern, die die Verseuchung ganzer Landesteile anprangern. Die Einzige, die das im Wahlkampf thematisiert, ist die linke Kandidatin Verónica Mendoza, die nach dem Ausscheiden der beiden wichtigsten Gegenkandidaten plötzlich als Alternative zu Fujimori erscheint. Mendoza allerdings steht in Verdacht der Kungelei mit der einflussreichen bisherigen Ersten Dame, Nadine Heredia. Das wiederum könnte den greisen Ex-Minister und Kandidaten Pedro Pablo Kuczynski in die Stichwahl hieven.
Durch die Panama Papers könnten die Karten neu gemischt werden. Ojo Público berichtet, dass Mossack Fonseca Teilen der peruanischen Oberschicht beim Geldanlegen behilflich gewesen sei, darunter Jorge Yoshiyama Sasaki, Financier Fujimoris. Er bestreitet Verbindungen zu Mossack Fonseca. Sein Onkel Jaime Yoshiyama Tanaka war schon Minister unter Vater Alberto. Der versucht gerade, aus Gesundheitsgründen in den Hausarrest verlegt zu werden. Sollte seine Tochter die Wahl gewinnen, werden die Chancen des 77-Jährigen dafür wohl nicht sinken.