Peru:Schaurige Ahnengalerie

Die Demokratie in Peru ist so umstritten wie ihre Präsidenten.

Von Boris Herrmann

Das Ausmaß der politischen Krise in Peru hat Papst Franziskus bei seinem Besuch im Januar auf den Punkt gebracht: "Was ist denn in Peru los, dass jeder abtretende Präsident ins Gefängnis wandert?" Man kann jetzt rätseln, ob das nur eine scharfe Beobachtung war oder auch eine Prophezeiung. Seit Kurzem hat das Land einen neuen Ex-Präsidenten: Der konservative Pedro Pablo Kuczynski trat zurück, um damit seiner absehbaren Amtsenthebung zuvorzukommen. Noch ist er nicht im Gefängnis, aber ein Gericht verhängte ein Ausreiseverbot gegen ihn. Demnach besteht Fluchtgefahr, weil gegen Kuczynski wegen mutmaßlicher Korruption ermittelt wird.

Damit reiht er sich in eine schaurige Ahnengalerie ein. Alle lebenden Ex-Präsidenten Perus sind entweder im Knast, waren schon einmal dort oder müssen befürchten, verhaftet zu werden. Muss man sich da wundern, dass die Demokratie in Peru so umstritten ist wie in keinem anderen demokratisch regierten Staat Südamerikas? Kuczynskis Nachfolger Martín Vizcarra übernimmt nun in einem Ambiente, in dem der Ruf anschwillt: "Que se vayan todos!", sie sollen alle verschwinden!

Franziskus kennt das noch aus seiner Heimat Argentinien, wo einst derselbe Slogan einen Systemneustart einleitete. Es deutet aber wenig darauf hin, dass Vizcarra der richtige Mann ist, um das peruanische System zu reformieren. Vor wenigen Monaten war er als Transportminister zurückgetreten - begleitet von Korruptionsvorwürfen.

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