Unruhen in Peru:Machu Picchu für Touristen gesperrt

Die berühmte Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, derzeit ohne Touristen.

Die berühmte Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, derzeit ohne Touristen.

(Foto: Ernesto Benavides/AFP)

Chaostage in Peru: Erneut kommt es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. Inzwischen hat das auch Konsequenzen für den Tourismus.

Die politische Krise in Peru gerät immer mehr außer Kontrolle: Demonstranten und Polizisten haben sich bei Protesten gegen die Regierung im ganzen Land erneut schwere Auseinandersetzungen geliefert. Demonstranten sollen illegal auf den Campus der Universidad Nacional Mayor de San Marcos in Lima eingedrungen zu sein, eine der wichtigsten und ältesten Universitäten Amerikas.

Beamten feuerten am Freitag Tränengas in die Menge, Regierungsgegner schleuderten Steine. Fast 12 000 Polizisten waren im Einsatz. 200 Personen wurden festgenommen. In der südlichen Region Puno griffen etwa 1500 Demonstranten eine Polizeistation in der Stadt Ilave an.

Laut Bericht des peruanischen Ombudsmannes sollen landesweit etwa 58 Menschen bei den Demonstrationen verletzt worden sein. Neben der Zahl der Verletzten sind auch die Todesopfer bei den Protesten am Freitag auf 45 gestiegen. Donnerstag brannte ein wichtiges historischsten Gebäude in Lima bis auf die Grundmauern nieder. Präsidentin Dina Boluarte erklärte, härter gegen "Vandalen" vorgehen zu wollen.

Die Regierung hat den Ausnahmezustand auf sechs Regionen ausgedehnt und schränkt einige Bürgerrechte ein. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Peru rief die Polizei nach dem Einsatz zu Verhältnismäßigkeit auf.

Die blutigen Proteste haben inzwischen auch für den Tourismus in Peru schwere Folgen. So teilte das Kulturministerium mit, "angesichts der aktuellen sozialen Lage in unserer Region" sei der Zugang zur berühmten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu gesperrt. Mehr als 400 gestrandete Touristen wurden nach Cusco gebracht, wie die peruanische Nachrichtenagentur Agencia Andina berichtete.

Die Demonstranten, viele aus dem armen Süden des Landes, fordern den Rücktritt von Übergangspräsidentin Dina Boluarte, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo. Der frühere Dorfschullehrer wollte im Dezember einem Misstrauensvotum zuvorkommen und löste den Kongress auf. Das Parlament enthob ihn daraufhin des Amtes. Er wurde wegen des Vorwurfs eines versuchten Staatsstreichs festgenommen und sitzt in U-Haft.

Krise als Dauerzustand

Vor allem Indigene aus dem armen Süden des Landes werteten die Absetzung als einen Schlag der alten Eliten aus der Hauptstadt auf einen der Ihren. Gerade für die Armen hatte der einstige Bauer und Gewerkschafter auch eine große symbolische Bedeutung: Er stand für das ländliche, das indigene Peru, das sich von den europäisch geprägten Eliten in Peru stets verachtet fühlte. Boluarte war zwar Castillos Vize-Präsidentin, wurde später aber aus dessen Partei Perú Libre ausgeschlossen und distanzierte sich von den Linken im Kongress. Nachdem sie als erste Präsidentin von Peru vereidigt worden war, ließ sie schnell durchblicken, dass sie bis zum Ende der Wahlperiode 2026 im Amt bleiben wollte. Viele Kongressabgeordnete unterstützten ihr Vorhaben - wohl auch, um selbst länger ihre Parlamentssitze zu behalten.

Peru steckt seit Jahren in einer politischen Dauerkrise. Der mächtige Kongress und die Regierung ringen permanent um die Macht, alle Präsidenten der jüngeren Vergangenheit sind entweder in Haft, haben sich ins Ausland abgesetzt oder es wird gegen sie ermittelt. "Peru wird immer unregierbarer", schreibt der Politikwissenschaftler Gonzalo Banda im Fachmagazin Americas Quarterly. "Die Demokratie überlebt nur aufgrund der Unfähigkeit ihrer Gegner, nicht wegen ihrer Stärke."

Zur SZ-Startseite

Südamerika
:In Peru regiert das Chaos

Seit Wochen toben im ganzen Land wütende Proteste. Während die umstrittene Präsidentin die Demonstranten kritisiert, droht die Lage zu eskalieren.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: