Peru:Der nächste Verdächtige

Peru: Wurde in den USA verhaftet: Perus Ex-Präsident Alejandro Toledo.

Wurde in den USA verhaftet: Perus Ex-Präsident Alejandro Toledo.

(Foto: AP)

Ex-Präsident Alejandro Toledo ist in den USA verhaftet worden. Es geht um Korruption, wie bei diversen seiner Vorgänger.

Von Christoph Gurk

Es war ein steiler Aufstieg, dem nun ein tiefer Fall gefolgt ist: Perus Ex-Präsident Alejandro Toledo wurde am Dienstag in den USA verhaftet. Der Sohn einer indigenen Landarbeiterfamilie hatte sich vom armen Schuhputzer zum Staatschef hochgearbeitet. Eine Bilderbuchkarriere, die anfangs noch international gelobt und von einem großen Teil der Bevölkerung gefeiert wurde. Von 2001 bis 2006 regierte Toledo sein Land, schon bald kamen allerdings die ersten Bestechungsvorwürfe auf, und mittlerweile gehen peruanische Behörden davon aus, dass der Expräsident während seiner Amtszeit mehr als 20 Millionen Dollar Schmiergelder eingesteckt haben könnte. 2017 wurde Toledos Wohnhaus durchsucht, dieser bestritt damals alle Vorwürfe - und setzte sich in die USA ab. Dort ist er nun auf Bitten der peruanischen Behörden verhaftet worden.

So plötzlich die Verhaftung nun kam, so wenig überraschend ist sie dennoch für die meisten Peruaner. Nahezu alle Präsidenten, die das südamerikanische Land in den letzten drei Jahrzehnten regiert haben, sind heute wegen Bestechung und Vetternwirtschaft angeklagt. Sie sitzen im Gefängnis oder in Untersuchungshaft. Und erst im April hat sich das zweimalige Staatsoberhaupt Alan García durch Selbstmord einer Festnahme entzogen.

Die letzten vier Präsidenten des Andenstaats - allesamt wegen Schmiergeldern angeklagt

Eine zentrale Rolle bei den Korruptionsfällen spielt dabei der Odebrecht-Skandal. Er ist die größte Schmiergeldaffäre, die es in Lateinamerika je gegeben hat. Die brasilianische Baufirma Odebrecht S.A. soll über Jahre hinweg und über Ländergrenzen hinweg auf dem ganzen Kontinent Politiker bestochen haben. Diese versorgten das Unternehmen mit lukrativen öffentlichen Bauaufträgen, im Gegenzug dafür überwies Odebrecht Millionen auf Offshorekonten oder finanzierte teure Wahlkampagnen. Es soll eine extra Abteilung in dem Baukonzern gegeben haben, die sich nur um die Abwicklung und Organisation der Bestechungszahlungen gekümmert hat. Etwa 800 Millionen US-Dollar an Schmiergeldern sollen insgesamt geflossen sein, an Amtsträger in Argentinien genauso wie an Politiker in Mexiko oder eben auch Peru.

2017 stellte sich dort der peruanische Ex-Präsident Ollanta Humala der Justiz wegen Ermittlungen im Fall Odebrecht. Ein Jahr später brachte der Skandal auch seinen Nachfolger zu Fall, den damals amtierenden Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski. Er wurde im April 2019 verhaftet; kurz darauf erschoss sich sein Vor-Vorgänger Alan García in seinem Badezimmer, während Polizisten vor seinem Haus in Lima warteten.

Nun also auch Alejandro Toledo. Er ist der vierte Ex-Präsident, der wegen des Odebrecht-Skandals angeklagt ist. Toledo aber bestreitet alle Vorwürfe und betont, Opfer eines politischen Komplotts zu sein. Seiner Aussage steht jedoch die des ehemaligen Direktors von Odebrecht in Peru entgegen. Dieser arbeitet heute mit der Justiz zusammen. Seiner Aussage nach hat Toledo während seiner Amtszeit 2005 der brasilianischen Firma den lukrativen Zuschlag für den Bau einer Straße zwischen Peru und Brasilien verschafft. Dafür soll er damals geschätzte 20 Millionen Dollar erhalten haben.

Ob und wann Toledo in seine Heimat ausgeliefert wird, ist noch offen. Laut der Zeitung El Comercio fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von mindestens 16 Jahren. Sie wäre das letzte Kapitel in der Geschichte über den märchenhaften Aufstieg des Alejandro Toledo - und seinen tiefen Fall.

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