Personalprobleme im Weißen Haus:Trump als Chef? - Nein, danke

Personalprobleme im Weißen Haus: Donald Trump sucht dringend neue Leute - und findet sie nicht. Immerhin telefoniert er hier auf einer Festnetzleitung.

Donald Trump sucht dringend neue Leute - und findet sie nicht. Immerhin telefoniert er hier auf einer Festnetzleitung.

(Foto: AFP)
  • Donald Trump hat offenbar große Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden.
  • Wichtige Posten im Weißen Haus, wie der des Kommunikations-Chefs, bleiben deshalb unbesetzt.
  • Drei Wochen nachdem Trump James Comey gefeuert hat, kann er noch immer keinen neuen FBI-Chef präsentieren.

Von Thorsten Denkler, New York

Vielleicht liegt es ja an Geschichten wie dieser, dass US-Präsident Donald Trump Schwierigkeiten hat, neue Mitarbeiter zu finden. Wie der Guardian berichtet, soll Trump verschiedenen Staats- und Regierungschefs seine persönliche Handynummer gegeben haben. Verbunden mit der Bitte, ihn doch künftig nur noch auf dieser Nummer anzurufen.

Das ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnlicher, wenn nicht gar verstörender Vorgang. Ein Handy ist nicht wirklich abhörsicher. Das als abhörsicher geltende Krypto-Handy von Kanzlerin Angela Merkel etwa ist trotz dieses Prädikates nur in der niedrigsten Geheimhaltungsstufe "Verschlusssache - nur für den Dienstgebrauch" zugelassen. Darum werden für Gespräche auf Staatenebene abhörsichere Leitungen verwendet. Im besten Fall stehen die Telefone dafür in abhörsicheren Räumen.

Außerdem: Wenn die oberste Politikerriege miteinander telefoniert, bewegt sie sich meist in einem diplomatisch eng gesteckten Korridor. Die Gespräche werden auf Arbeitsebene vorbereitet. Die Staats- und Regierungschefs werden jeweils von ihren Fachleuten über die Umstände und möglichen Fallstricke des Gespräches informiert. Es geht schließlich um Gespräche zwischen zwei Staaten. Nicht um Smalltalk unter Freunden.

Ehre als Job-Motivation reicht längst nicht mehr

Trump aber traut seinen Mitarbeitern nicht, von denen natürlicherweise eine ganze Reihe auch unter Trumps Vorgänger Obama im Amt waren. Sein Verhalten zeugt aber noch viel mehr von einem Grad an Dilettantismus im Umgang mit diplomatischen Gepflogenheiten, dass es hochqualifizierte Polit-Profis schaudern muss. Für diesen Präsidenten zu arbeiten, da reicht Ehre als Motivation längst nicht mehr.

Jedenfalls hat Trump offenbar große Schwierigkeiten, seinen intern immer wieder angekündigten Personalumbau im Weißen Haus in die Tat umzusetzen. Er findet einfach keinen Ersatz, berichtet die New York Times.

Trump ist zunehmend frustriert. Immer wieder erfährt er Interna aus dem Weißen Haus auch aus den Medien. Auf Twitter erklärt er dann alles zu Fake News. Vor seinen Mitarbeitern spricht er angeblich offen darüber, dass keiner sicher sei auf seinem Posten. Dass es Veränderungen geben werde.

Bisher ist allerdings nicht viel passiert. Seit Wochen hält sich das Gerücht, er wolle etwa sein Medienteam neu aufstellen. An der Spitze steht der glücklose und aus der Sicht vieler Kommentatoren völlig kompetenzfreie Regierungssprecher Sean Spicer. Dem gelingt es kaum, eine seiner täglichen Pressekonferenzen im East Wing des Weißen Hauses unfallfrei über die Bühne zu bringen.

Normalerweise gilt es als besondere Ehre, im Weißen Haus für den Präsidenten arbeiten zu dürfen. So ein Jobangebot schlägt man nicht leichtfertig aus. Mitarbeiter, die für Trump versuchen, neue Leute anzuheuern, berichten allerdings, dass mögliche Kandidaten reihenweise absagen. Es seien die vielen Skandale, die sie abschrecken. Und Trumps Verhalten. Den als Chef? Nein, danke.

Bekannt ist etwa, dass Trump seine Mitarbeiter gerne gegeneinander ausspielt. Er lässt zwei Flügel gegeneinander kämpfen. Die sogenannten Globalisten, die immerhin erkennen, dass die USA alleine schwächer sind und besser im Verbund mit anderen Staaten arbeiten. Wie etwa in der Nato oder im Welthandel. Auf der anderen Seite stehen die Nationalisten, die Trumps "America first"-Doktrin auf Biegen und Brechen verteidigen. Chaos gilt im Weißen Hause heute als Führungsprinzip. Keine Spur von der "gut geölten Maschine", von der Trump einst sprach.

Es fehlen Erfolge, die das Weiße Haus attraktiv machen könnten

Nach Umfragen ist Trump ähnlich unbliebt wie Bill Clinton zu seinen schlechtesten Zeiten. Es fehlen zudem die Erfolge, mit denen Trump die Arbeit im Weißen Haus attraktiv machen könnte. Zumindest für jene, die Trumps Ziele im Prinzip teilen. Stattdessen kommt Trump kaum voran:

  • Sein Versuch, die Einreise von Menschen aus bestimmten muslimisch geprägten Ländern zu verbieten, wird von Gerichten blockiert. Demnächst muss der Supreme Court entscheiden, das höchste Gericht der USA. Ausgang ungewiss.
  • Gerichte haben auch seinen Versuch gestoppt, Städten die Mittel zu kürzen, die illegal eingereiste Menschen nicht wegen jeder Kleinigkeit abschieben wollen, sogenannte Sanctuary Cities.
  • Sein Versprechen, die verhasste Reform der Krankenversicherung seines Vorgängers Obama abzuschaffen und zu ersetzen, hängt im Senat fest. Auch die Republikaner sind sich nicht einig, ob sie das Risiko eingehen sollen, 23 Millionen Amerikaner um ihre Krankenversicherung zu bringen.
  • Trumps ambitionierte Steuerreform, die vor allem Reiche noch reicher macht und Armen nichts bringt, ist nicht zuletzt unter Republikanern umstritten.
  • In der Russland-Affäre hat Trump vor drei Wochen eigenmächtig FBI-Chef James Comey gefeuert. Und sich damit dem Verdacht ausgesetzt, gezielt jenen Ermittler aus dem Amt zu hebeln, der gegen Trumps Leute Untersuchungen anstellt. Das hat schwerwiegende Fragen nach Amtsmissbrauch und Amtsenthebung aufgeworfen.

Auch für Ex-FBI-Chef Comey hat Trump bisher keinen Ersatz gefunden. Er wollte eigentlich vor seiner neuntägigen Auslandsreise einen Namen präsentieren. Jetzt ist er seit Samstag zurück. Und auch bis zum Mittwochabend hat er keinen Nachfolger vorzeigen können.

Über ein Dutzend Kandidaten hatte Trump auf der Liste. Viele haben persönlich vorgesprochen. Bislang ist nichts nach außen gedrungen aus diesen Gesprächen. Aber dass es mit keinem etwas geworden ist, lag augenscheinlich nicht daran, dass die Kandidaten durch die Bank inkompetent gewesen wären.

Von Comey und anderen Geheimdienstchefs hat Trump eine Loyalitätserklärung verlangt. Das haben alle abgelehnt. Loyal könnten sie nur gegenüber dem Gesetz sein. Wenn Trump so eine Erklärung jetzt von Kandidaten für die Comey-Nachfolge haben möchte, würde das erklären, warum keiner den Job machen will.

Für die Nachfolge im Amt des Kommunikationschefs im Weißen Haus hat Trump offenbar die Suche schon aufgeben. Den Job hatte bisher Michael Dubke. Der hatte am Montag seinen Rücktritt erklärt. Trump hatte er darüber bereits am 18. Mai informiert. Danach sollen vier mögliche Kandidaten gefragt worden sein, ob sie den Job annehmen würden. Sie sollen dankend abgelehnt haben, schreibt die New York Times. Jetzt wird der Job wohl gar nicht neu besetzt. Ob es also wirklich zu dem angekündigten Personalumbau kommt, ist ungewiss.

Trump ist ein Meister der Doppelmoral

Vielleicht hat diese Art der Ankündigungsrhetorik aber auch System. Vor ein paar Wochen schien es, als wollte er seinen Berater Steve Bannon kaltstellen, Rechtsausleger und Anhänger von Verschwörungstheorien. Inzwischen scheint dieser in seiner Rolle wieder gestärkt zu sein. Er führt wieder jene an, die den Präsidenten drängen, den nationalistischen Weg nicht zu verlassen. Darüber sei Trump schließlich Präsident geworden.

Die Sprachregelung nach außen erzählt ohnehin etwas ganz anderes als die internen Quellen der Reporter. Danach hat Trump überhaupt kein Problem mit seinem Personal. Wenn ihn etwas frustriere, dann seien es die ganzen falschen Geschichten, die über das Weiße Haus berichtet würden, erklärte sein Sprecher Spicer am Dienstag. Trump sei aufgebracht, dass immer wieder namenlose Informanten als Quellen genannt würden.

Wenn es ihm nützt, hat Trump aber seinerseits keine Hemmungen, auf namenlose Quellen zurückzugreifen. Auf Twitter postete er etwa am Dienstag eine Fox News-Story, wonach eine nicht genannte Quelle seinen Schwiegersohn Jared Kushner mit dieser Behauptung verteidigt: Kushner habe in einem Treffen mit russischen Regierungsvertretern nicht selbst den Vorschlag gemacht, einen sicheren Kommunikationskanal zu Präsident Wladimir Putin einzurichten. Diese Version der Geschichte wurde von der Sendung Fox & Friends verbreitet, eine von Trumps Lieblingssendungen. Auch deshalb, weil er nirgends anders derart gelobt wird.

Berühmt geworden ist auch ein Tweet von Trump aus dem Jahr 2012. Damals schrieb er, eine "extrem glaubwürdige Quelle" habe ihm verraten, dass Obamas Geburtsurkunde eine Fälschung sei. Trump ist ein Meister der Doppelmoral. Kein Wunder, dass es unter diesen Umständen schwer ist, geeignetes Personal zu finden.

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