Für die Haftminen-Attacken auf vier Handelsschiffe vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate am 12. Mai soll ein nicht näher bezeichneter "staatlicher Akteur" verantwortlich sein. Das geht aus einem vorläufigen gemeinsamen Untersuchungsbericht der Emirate, Saudi-Arabiens und Norwegens hervor, den Herkunftsstaaten der beschädigten Schiffe. Sie legten das Dokument in der Nacht zum Freitag dem UN-Sicherheitsrat vor. US-Regierungsmitarbeiter, unter ihnen John Bolton, Sicherheitsberater von Präsident Donald Trump, und der saudische Botschafter bei den Vereinten Nationen, ließen keinen Zweifel daran, dass sie Iran für die Angriffe verantwortlich machen. Damit verschärfen sich die Spannungen in der Region unmittelbar vor der Reise von Bundesaußenminister Heiko Maas, der am Wochenende sowohl die Emirate als auch Teheran besuchen will.
In dem Bericht heißt es, zwar dauerten die Untersuchungen noch an, es gebe aber "starke Indizien, dass die vier Attacken Teil einer ausgefeilten und koordinierten Operation waren", die ein "Akteur mit erheblichen operativen Fähigkeiten" ausgeführt habe - "höchstwahrscheinlich ein staatlicher Akteur". Zur Vorbereitung seien "erhebliche geheimdienstliche Fähigkeiten" nötig gewesen und "fachmännische Navigation von Schnellbooten", die in die Gewässer der Emirate eingedrungen seien. Sie hätten eigens ausgebildete Taucher an den weit auseinander auf Reede liegenden Schiffen abgesetzt und wieder aufgenommen, nachdem sie knapp unterhalb der Wasserlinie magnetische Haftminen an den Bordwänden platziert hätten.
Washington erwägt, dem UN-Sicherheitsrat noch eigene Beweise vorzulegen
Der Botschafter Saudi-Arabiens bei den UN, Abdallah al-Mouallimi, sagte: "Wir glauben, dass die Verantwortung für diese Aktion auf den Schultern Irans liegt." Zuvor hatte US-Konteradmiral Michael Gilday, einer der höchsten Generalstabsoffiziere im Pentagon, die Revolutionsgarden der Attacke bezichtigt. Bolton sagte, bei der Aktion seien Minen zum Einsatz gekommen, die "fast sicher aus Iran stammen". Laut US-Diplomaten erwägt die Regierung, dem Sicherheitsrat eigene Beweise vorzulegen. So soll ein Zerstörer der US-Marine die Route von 20 Schnellbooten verfolgt haben, die kurz vor den Sabotageakten von Iran kommend durch die Straße von Hormus in Richtung des am Golf von Oman gelegenen Emirats Fujairah gefahren seien und an den Angriffen beteiligt gewesen sein sollen.
Das iranische Außenministerium hatte die Anschuldigungen als "lächerlich" zurückgewiesen, Außenminister Mohammad Jawad Zarif sprach sogar von einer "Operation unter falscher Flagge" und legte nahe, dass "Team B" dahinterstehen könne, wie er gerne verächtlich den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und Bolton bezeichnet. Der stellvertretende russische UN-Botschafter, Wladimir Safronkow, warnte davor, "voreilig Schlussfolgerungen zu ziehen". In der nichtöffentlichen Sitzung des Sicherheitsrats seien keine Belege präsentiert worden, die Iran inkriminierten.
Bei den Explosionen waren Löcher in die Bordwände der vier Schiffe gerissen worden, ohne dass Menschen zu Schaden kamen. Beschädigt wurden zwei große Öltanker der staatlichen saudischen Ölgesellschaft, ein unter norwegischer Flagge fahrender Tanker sowie ein emiratischer Versorger. Die Attacke ereignete sich vor dem Hafen von Fujairah, der zu den wichtigsten Versorgungspunkten und Umschlagplätzen für den Ölhandel weltweit zählt. Zum Zeitpunkt des Angriffs lagen dort etwa 200 Schiffe auf Reede.
Durch die Straße von Hormus werden 35 Prozent des weltweit mit Tankern verschifften Öls transportiert, das sind 20 Prozent der gesamten gehandelten Menge. Iran hat gedroht, die Meerenge am Eingang zum Persischen Golf zu blockieren, sollte das Land kein Öl mehr exportieren können. Die USA, aber auch andere westliche Staaten und Golfanrainer haben eine entschiedene Reaktion angekündigt, sollte Iran oder mit Teheran verbündete Gruppen die Freiheit der Seefahrt gefährden.