Süddeutsche Zeitung

Prozess in Washington:Trump-Unterstützer wegen Sturm auf das Kapitol schuldig gesprochen

Es ist eines der bekanntesten Bilder vom 6. Januar 2021: Ein Rechtsextremer, der seinen Stiefel auf dem Schreibtisch der Demokratin Nancy Pelosi legte. Jetzt muss der Mann wohl hinter Gitter.

Er ist einer der prominentesten Angeklagten, die wegen der Erstürmung des US-Kapitols vor zwei Jahren gerichtlich belangt werden: Richard Barnett aus Arkansas inszenierte sich im Büro von Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi - mit Karojacke, Baseballkappe und einem Stiefel auf ihrem Schreibtisch. Jetzt muss der 62-Jährige hinter Gitter. Eine Jury hat ihn am Montag in Washington in acht Fällen für schuldig befunden.

Anhänger des damaligen abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar 2021 das Gebäude des Parlaments in Washington erstürmt, um zu verhindern, dass der Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bestätigt wird - mehrere Menschen kamen im Zusammenhang mit dem Angriff ums Leben. Trump hatte seine Anhänger zuvor in einer Ansprache angestachelt.

Barnett hatte im Kapitol eine Elektroschockpistole bei sich, wie die Polizei erst nach seiner Festnahme feststellte. Außerdem stahl er einen Brief an einen Kongressabgeordneten und hinterließ Pelosi eine Nachricht mit einer sexistischen Beleidigung. Zu den Anklagepunkten gehörten das Betreten eines zugangsbeschränkten Geländes mit einer tödlichen Waffe und der Diebstahl von Staatseigentum. Möglicherweise muss er bis zu 47 Jahre ins Gefängnis, sagt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft laut New York Times. Das Urteil soll, wie im US-amerikanischen Strafrecht üblich, zu einem späteren Termin verkündet werden. Dafür ist der 3. Mai vorgesehen.

Die Jury hat außerdem vier weitere Mitglieder der rechtsextremen Miliz "Oath Keepers" wegen "aufrührerischer Verschwörung" schuldig gesprochen - ein in der US-Justizgeschichte bisher nur sehr selten vor einem Gericht verhandelter Straftatbestand. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, ein Komplott gebildet zu haben, um den demokratischen Machtwechsel mit Gewalt zu verhindern. Die Anwälte der Männer argumentierten während des Prozesses, dass die Angeklagten nur dem Anführer der Miliz gefolgt seien. Dieser war im November verurteilt worden, ebenfalls wegen "aufrührerischer Verschwörung".

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