Pegasus Projekt:Britisches Gericht: Emir von Dubai ließ Handy seiner Ex-Frau hacken

Emir von Dubai wollte Handy seiner Ex-Frau anzapfen

Ein Bild aus dem Jahr 2011 zeigt Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum und Prinzessin Haya bint al-Hussein in London.

(Foto: Steve Parsons/dpa)

Im Sorgerechtsstreit um seine Kinder ließ Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum seine Ex-Frau und ihre Anwälte überwachen. Zu diesem Schluss kommt der High Court - und bestätigt damit Recherchen der "Süddeutschen Zeitung".

Von Frederik Obermaier

Der Emir von Dubai ließ einem britischen Gericht zufolge das Handy seiner Ex-Frau Haya überwachen. Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum - einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt - habe im Sorgerechtsstreit um seine Kinder mithilfe der Spähsoftware Pegasus versucht, Handys ausspionieren zu lassen und damit gegen britische Gesetze verstoßen und Menschenrechte verletzt, teilte der High Court in London mit. Das Gericht bestätigte damit die Ergebnisse der Pegasus-Projekt-Recherchen, an denen die Süddeutsche Zeitung, die Zeit, NDR und WDR beteiligt waren.

Eine Telefonnummer, die Haya bint al-Hussein früher genutzt hatte, tauchte in einer Auflistung von etwa 50 000 Nummern auf, die Kunden der israelischen Überwachungsfirma NSO Group als mögliche Ziele für Attacken mit dem Handy-Spion Pegasus ausgewählt hatten. Auch die mutmaßlichen Nummern einer früheren Assistentin der Prinzessin und ihrer Sicherheitsleute waren in den Daten, ebenso die Nummer eines Anwalts jener Kanzlei, die Haya bint al-Hussein im Sorgerechtsstreit mit ihrem Ex-Mann vertritt. Noch im Juli hatte Scheich al-Maktum über eine deutsche Anwaltskanzlei mitteilen lassen, dass er weder versucht habe, die Telefone zu hacken, noch dies beauftragt habe.

Der High Court in London kam nun zu dem Schluss, dass die Prinzessin, ihr Assistent, zwei ihrer Anwälte und zwei ihrer Sicherheitsleute sehr wohl illegal überwacht wurden. Den Auftrag für die Überwachung soll der Emir von Dubai erteilt haben - der zuständige Richter sprach von einem Bruch britischen Rechts sowie "Machtmissbrauch". Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum bestreitet die Vorwürfe indes weiterhin.

Warnung der Prinzessin lief über die Frau von Tony Blair

Nach Auffassung des Gerichts wurde das Telefon von Prinzessin Haya zwischen Juli und August 2020 elf Mal gehackt - und zwar mithilfe der berüchtigten Pegasus-Software des israelischen Herstellers NSO-Group. Die Software wird heimlich aufgespielt und ermöglicht es Überwachern, sämtliche Kommunikation mitzuhören und mitzulesen - auch dann, wenn sie verschlüsselt ist. Nach Angaben des Herstellers wird Pegasus ausschließlich an staatliche Stellen verkauft.

Eine Person, die mit den Vorgängen bei NSO vertraut ist, bestätigte dem Pegasus-Projekt-Team die Schlussfolgerungen des britischen Gerichts. Die umstrittene israelische Firma habe im August 2020 von der Überwachung der Prinzessin Kenntnis erlangt und sei über Cherie Blair - die Ehefrau des britischen Ex-Premiers Tony Blair - an das Anwaltsteam von Haya bint al-Hussein herangetreten, um sie zu warnen. Die Überwachung britischer Nummern durch ausländische Behörden sei daraufhin umgehend ausgesetzt worden.

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