Peer Steinbrück und die SPD: "He doesn't suffer fools gladly"

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Und es ist so bei Peer Steinbrück. Allerdings sind Eigenschaften wie Führungswillen meistens nicht von SPD-Parteitagsbeschlüssen gedeckt. Das wiederum haben sowohl Schmidt als auch Schröder sehr direkt erfahren. In der Union werden Altvordere meist durch personenzentrierte Kleinverschwörungen gestürzt. In der SPD sorgt dafür jene Gruppe, die man etwas unscharf gern "die Linken" nennt.

Steinbrück ist nicht nur der richtige Kandidat, sondern er eignet sich auch als Punchingball für innerparteilichen Unfrieden. Das hängt mit seiner Persönlichkeit zusammen. In Amerika charakterisiert man einen wie ihn mit dem Satz: "he doesn't suffer fools gladly", er erträgt Narren nicht fröhlich. Steinbrück neigt dazu, Narren zu identifizieren, auch weil er jedermann merken lässt, wie gescheit er ist. Kein Wunder, dass der alte Schmidt Steinbrück so gut findet. Aus praktischer Vernunft täte der Kandidat gut daran, etwas mehr Kurt Beck zu geben und ein bisschen weniger Helmut Schmidt.

Das Verhältnis zwischen SPD-Kanzlern und SPD hatte immer etwas von einer liaison dangereuse, einer gefährlichen Beziehung (nicht etwa Liebschaft). Derzeit erscheint es als unwahrscheinlich, dass Steinbrück Kanzler wird. Es müsste dazu eine starke Veränderung der politischen Landschaft geben, die eigentlich nur durch ein unvorhersehbares Ereignis wie damals die Fukushima-Katastrophe angestoßen werden könnte (oder etwa von schwersten Euro-Verwerfungen).

Auch ein Einzug von Linkspartei und Piraten in den Bundestag bei gleichzeitigem Verschwinden der FDP könnte eine dünne Mehrheit für Rot-Grün zur Folge haben. Vielleicht. Aber vielleicht würde dadurch auch die große Koalition unausweichlich - so unausweichlich, wie sie gegenwärtig zu sein scheint.

Nicht zu Unrecht sagt man Steinbrück nach, er komme politisch auch für eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP infrage. Nun ist Politik oft keine moralische Veranstaltung. Aber dennoch wäre eine Koalition von Rot und Grün mit dieser FDP, die seit 1998 SPD und Grüne geschmäht und bekämpft hat, mehr als unangebracht. Und sollten ausgerechnet Kreise in der FDP die Ampelkoalition anstreben, dann würde aus dem Hauch von Gunstgewerblertum, der die FDP gelegentlich umweht hat, ein starker Wind werden.

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