Patienten:Wo man stirbt

Die meisten Sterbenden wollen zuhause betreut werden. Es ist beschämend, dass Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinanderliegen. Und ob jemand in der Stadt lebt oder auf dem Land, darf nicht darüber entscheiden, ob er in Würde sterben kann.

Von Kim Björn Becker

Es ist die Pflicht einer mitfühlenden Gesellschaft, jedem Menschen seinen Tod so erträglich wie möglich zu machen. In den meisten Fällen ist es medizinisch machbar, Sterbende bis zum Schluss in der eigenen Wohnung zu betreuen, wenn sie das wollen. Und eine Mehrheit der Menschen im Land will genau das, so lautet das Ergebnis der Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Doch die meisten Menschen sterben nicht zu Hause, sondern in Kliniken und Pflegeheimen. Und, schlimmer noch, viele sind dabei allein.

Dass Wunsch und Wirklichkeit bei einem so wichtigen Thema so weit auseinanderliegen, ist beschämend. Das Ergebnis enttäuscht auch dann noch, wenn man einige Besonderheiten der Statistik einbezieht - sie blendet es zum Beispiel aus, wenn ein Gesunder sich einen Tod im Heim wünscht und im Stadium der Krankheit plötzlich zur Klinik tendiert.

Eine flächendeckende ambulante Versorgung für Schwerstkranke gibt es noch immer nicht, obwohl sie seit fast zehn Jahren von der Kasse bezahlt wird. Vor allem auf dem Land, wo die medizinische Versorgung ohnehin oft problematisch ist, macht sich das bemerkbar. Zwar hat sich der Gesetzgeber darum bemüht, die Lage zu verbessern, doch die Ergebnisse bleiben hinter den Erwartungen zurück. Ob jemand in der Stadt lebt oder auf dem Land, darf nicht darüber entscheiden, ob er in Würde sterben kann.

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