Parteitag:Grün und weltfremd

So sehr hoffen die Grünen auf einen Aufbruch. Daraus wurde nichts.

Von Stefan Braun

Sie wünschen ihn sich so sehr. Nach elf Jahren in der Opposition, nach drei verlorenen Bundestagswahlen, nach mühsamem Ringen um Kurs und Mannschaft hoffen die Grünen auf einen Aufbruch. Mit Schwung, Mut, Geschlossenheit. Allein - beim Parteitag in Münster ist daraus nicht viel geworden.

Aufgebrochen sind sie, aber allenfalls ein bisschen. Und die Beschlüsse führen in eine merkwürdige Richtung: Beinahe alles, was im Westfälischen entschieden wurde, hat das linke Herz erfreut - und viele Pragmatiker aus den Ländern als Verlierer nach Hause geschickt. Vermögensteuer gegen Winfried Kretschmann; ein striktes Nein zu Ceta gegen Tarek al Wazir aus Hessen; dazu wollen die Grünen alle Sanktionen bei Hartz IV-Regelverstößen abschaffen, den Menschen eine Garantierente versprechen und Schulen, Kitas, Infrastruktur mit einem Milliardenprogramm modernisieren - was wie ein großes Versprechen daherkommt, hat mit dem Pragmatismus vieler Grünen in den Ländern kaum mehr etwas zu tun. Aus dem großen Aufbruch ist ein kleiner Aufstand gegen die eigenen Ländervertreter geworden.

Überraschend indes kommt das nicht. Ein Delegierter hat an seine Parteifreunde appelliert, insbesondere nach dem Trump-Sieg sich auch mit fremden Milieus und Lebenswelten auseinanderzusetzen. In Münster sind die Grünen sehr bei sich geblieben.

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