Parteitag der US-Demokraten:"Ich wache jeden Morgen in einem Haus auf, das Sklaven gebaut haben"

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Sie sei überzeugt, dass Hillary Clinton wisse, dass der Präsident oder die Präsidentin vor allem eine Aufgabe habe: das Land der nächsten Generation besser zu übergeben. Ihr imponiere, dass Clinton niemals aufgegeben habe und sich durch nichts habe entmutigen lassen, betont Michelle Obama. Clinton und ihr Vize Tim Kaine wissen, dass auch jene Einwanderer, die noch nicht so gut oder gar nicht Englisch sprechen können, die gleichen Ambitionen hätten wie alle Amerikaner. "Wir streben Ruhm und Reichtum nicht für uns selbst an, wir kämpfen dafür, dass alle bessere Chancen kriegen."

Natürlich hat die ehrgeizige Michelle Obama großes Interesse daran, dass ihrem Mann eine Demokratin nachfolgt und den Weg fortführt, den Barack Obama als erster schwarzer US-Präsident eingeschlagen hat. Aber es ist klar, dass ihr das Thema und diese Rede und die Richtungsentscheidung nahegeht. "Ich wache jeden Morgen in einem Haus auf, das Sklaven gebaut haben. Ich sehe meine Töchter - zwei hübsche, intelligente, schwarze junge Frauen - auf dem Rasen des Weißen Hauses mit ihren Hunden spielen", sagt die 52-Jährige.

Barack Obama hat dafür gesorgt, dass junge Afroamerikaner (und auch junge Latinos) nun wissen, dass ein US-Präsident nicht zwingend weiße Hautfarbe haben muss. Und, da ist sich Michelle Obama sicher, Hillary Clinton werde dafür sorgen, dass ihre Töchter und alle Kinder in den USA es als normal ansehen würden, dass natürlich auch eine Frau US-Präsidentin werden könne.

Kein Platz für Zynismus und Müdigkeit

Für Zynismus und Müdigkeit gebe es keinen Platz, ruft die First Lady: "Lasst euch nie erzählen, dass dieses Land nicht großartig sei oder es irgendwie noch großartiger gemacht werden müsse. Es ist das beste Land der Welt!" Bis November seien alle gefordert, an jede Tür zu klopfen und um jede Stimme zu kämpfen, damit Hillary Clinton als erste Frau ins Weiße Haus gewählt werden wird. Und dieser Auftritt macht deutlich, dass Michelle Obama selbst kreuz und quer durchs Land reisen wird, um ihren - ziemlich erheblichen - Beitrag zu leisten.

Dass Melania Trump vor genau einer Woche einige Passagen aus einer Rede von ihr übernommen hatte, erwähnt Michelle Obama mit keinem Wort und keiner Andeutung. Der 15-Minuten-Auftritt macht klar: Für sie stehen bei der Wahl am 8. November wichtigere Dinge auf dem Spiel.

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