Quälend lange 38 Stunden hat es gedauert, bis sich die Familie Trump öffentlich zu den Plagiatsvorwürfen gegen Melania Trump äußert. 38 Stunden lang debattierten Medien weltweit, ob die potenzielle First Lady Passagen aus einer acht Jahre alten Rede der aktuellen First Lady Michelle Obama übernommen hat - und wie ein solches PR-Desaster zustande kommen kann.
"Es war mein Fehler und ich fühle mich schrecklich wegen des Chaos, das ich verursacht habe", teilt Meredith McIver in einem Statement mit, das Trumps Presseteam verbreitet. McIver bezeichnet sich als "langjährige Freundin und Bewunderin der Trump-Familie" und erklärt, dass sie als Redenschreiberin für die "Trump Organization" arbeite. Als sie mit Melania an deren Rede für den Auftakt des Parteitags arbeitete, habe diese von ihrer Bewunderung für Michelle Obama berichtet und am Telefon einige Passagen aus deren Rede vorgelesen.
McIver habe sich diese Sätze notiert und sie später in das Manuskript eingearbeitet. "Michelle Obamas Reden habe ich nicht überprüft", schreibt sie und betont, dass sie natürlich weder der Familie Trump noch der Gattin von US-Präsident Barack Obama Schaden habe zufügen wollen. Sie sei entsetzt über die "Verwirrung und Hysterie" und habe daher am Dienstag ihren Rücktritt angeboten, was der 70-jährige Präsidentschaftskandidat aber abgelehnt habe: Menschen würden "unschuldige Fehler" machen und aus diesen Erfahrungen lernen.
Das ist Meredith McIver
Laut New York Times war McIver Balletttänzerin, bevor sie einen Abschluss in englischer Literatur machte und mit ihrer Arbeit als Ghostwriterin begann. Für Donald Trump hat sie seit 2004 drei Bücher ("Think Like a Billionaire", "Trump 101", "Trump Never Give Up") verfasst - sie kennt die Familie des Unternehmers also seit langem (eine gute Zusammenfassung über die online kursierenden Gerüchte, wonach McIver angeblich gar nicht existiert, liefert Slate).
Dass Trump McIvers Rücktritt nicht annimmt, überrascht nicht: Um das Thema durch ein Bauernopfer aus den Schlagzeilen zu kriegen, ist schon viel zu viel Zeit vergangen - und so schlägt Trump die entgegengesetzte Strategie ein und demonstriert, dass ihm Loyalität wichtiger ist als die Regeln jenes Politbetriebs, den er und seine Wähler verabscheuen (ähnlich war sein Umgang mit dem Vorwurf der Körperverletzung gegen einen engen Mitarbeiter).
In den vergangenen Tagen wies Wahlkampfleiter Paul Manafort kritische Nachfragen zum Plagiat als absurd zurück. Ähnlich äußerten sich alle anderen aus dem Trump-Lager: Laut Chris Christie, der Justizminister werden könnte, unterscheiden sich 93 Prozent des Redetexts von Obamas Aussagen 2008 - also kein Plagiat. Die in den Kabelsendern dauerpräsente Trump-Erklärerin Katrina Pierson sagte schlicht: "Michelle Obama hat die englische Sprache nicht erfunden."
In seinem Lieblingsmedium Twitter schimpft der nun offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürte Trump mal wieder auf die "unehrlichen Medien" und teilt gegen die demokratische Rivalin Hillary Clinton aus.