Melania Trump steht ungern im Rampenlicht. Die Frau des Immobilien-Moguls bleibt am liebsten zu Hause. Doch wenn der Ehemann als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert werden soll, dann muss die potenzielle First Lady eine Rede halten. Der Auftritt der 46-Jährigen ist der Höhepunkt des ersten Parteitag-Abends - wer könnte besser geeignet sein, einen umstrittenen Politiker menschlicher werden zu lassen als seine Ehefrau?
Doch nach der viertelstündigen Rede von Melania ist der Eindruck unverändert. Das Publikum hört viele Sätze wie "Es gibt sehr viel Liebe in der Familie Trump, das ist unsere Stärke", aber keine Geschichten aus dem Alltag oder etwas Überraschendes. Obwohl sie betont, was für ein Familienmensch Donald Trump sei, kann (oder will) sie nichts aus dem Alltag verraten. Worüber reden Vater Donald und Sohn Barron, spielen sie Spiele oder gibt es ein spezielles Essen?
Solche Anekdoten, die sonst in dieser Art von Reden vorkommen, sind natürlich durchkalkuliert und sollen den unnahbaren Gatten weichzeichnen. Stattdessen versichert Melania, dass ihr Mann Donald Amerika sehr liebe, die Wähler "nicht im Stich lassen" werde und ein Präsident für alle sein wolle - unabhängig von Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Einkommen. Auch hier: nichts Konkretes, nichts Fassbares.
In der Halle kommt die elegante Melania in ihrem engen weißen Kleid gut an, doch es gilt ja, die unentschlossenen Wähler vor dem Fernseher zu überzeugen. Und denen dürfte neben dem osteuropäischen Akzent in Erinnerung bleiben, dass Teile ihrer Rede abgekupfert waren - von Michelle Obama aus dem Jahr 2008 (Details hier).
Diese Passage, in der es um Melanias Jugend im damaligen Jugoslawien geht und die Werte, die ihr ihre Eltern vermittelt hätten, illustriert genau das Problem von Melanias Rede: Unabhängig von dem Plagiatsvorwurf haben wohl auch viele Zuschauer nicht das Gefühl, dass sie mehr über jenen Menschen wissen, der womöglich bald ins Weiße Haus als First Lady einzieht.
Ex-Supermodel aus Slowenien
Melanija Knavs wird 1970 im heutigen Slowenien geboren, sie arbeitet nach dem Ende des Kalten Kriegs als hochbezahltes Model in Mailand, Paris und New York und ändert ihren Nachnamen in Knauss. 1998 lernt sie in New York den 24 Jahre älteren Immobilien-Mogul Donald Trump kennen. Zur Hochzeit in Florida 2005 kommen neben Heidi Klum auch die Clintons. Ein Jahr später erhält Melania die US-Staatsbürgerschaft und Sohn Barron wird geboren.
Barron und dessen Erziehung bestimme ihren Alltag, erzählt sie in ihren seltenen Interviews. Sie hat sich bewusst entschieden, nicht über Politik zu reden ("das ist der Job meines Mannes") - sie lobt lieber, wie wichtig die Familie für den Milliardär sei und dass die beiden nie streiten würden. Typisch sind diese Aussagen aus einem Gespräch mit Fox News: "Donald sorgt sich um Amerika und deswegen kandidiert er. Er ist so aufgeregt, dass er nur wenig schläft."