Parteitag der Republikaner:Die Visionen des George W. Bush

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"Optimistisch, zukunftsorientiert und visionär" - der Präsident hat sich für seine Rede viel vorgenommen. Schließlich geht es um Stimmen, und Kerry hat Bush bei Umfragen fast eingeholt.

Mit scharfen Angriffen auf den demokratischen Spitzenkandidaten John Kerry hat US-Vizepräsident Dick Cheney die Delegierten des Parteitags der Republikaner in New York auf den mit Spannung erwarteten Auftritt von Präsident George W. Bush eingestimmt.

Bush wollte seine Nominierung für eine zweite Amtszeit formell akzeptieren und eine Bilanz seiner bisherigen Arbeit ziehen. Die gut 40-minütige Rede werde optimistisch, zukunftsorientiert und visionär sein, versprach Beraterin Karen Hughes.

Wie vorab verlautete, wollte Bush die seiner Meinung nach größten Leistungen seiner Amtszeit herausstellen und sein innenpolitisches Programm für die nächsten vier Jahre präsentieren. Dieses Programm werde konkrete Vorschläge zu einer Reihe von Initiativen enthalten - die Vereinfachung des Steuersystems, Hilfen zum Kauf von Wohneigentum sowie zur Existenzgründung, Beschäftigungsmaßnahmen und steuerliche Erleichterungen bei der Renten- und Gesundheitsversicherung.

Ferner wollte Bush zum Abschluss des Parteitags seinen Beratern zufolge auf die Anschläge des 11. Septembers 2001 eingehen und darlegen, wie diese die Welt ebenso wie seine persönliche Wahrnehmung der Dinge verändert hätten.

Dies wurde schon am Mittwochabend deutlich, als der Präsident bei seiner Ankunft in New York mit Feuerwehrleuten zusammentraf. Mit feuchten Augen hielt er einen schwarzen Feuerwehrhelm mit der Aufschrift "Commander in Chief" (Oberbefehlshaber) hoch, der ihm überreicht worden war. Dann lobte er abermals den Mut der Einsatzkräfte am zerstörten World Trade Center. Die Feuerwehrleute skandierten "Vier weitere Jahre".

Cheneys großer Auftritt

Auf dem Parteitag selbst hatte Vizepräsident Cheney am Mittwochabend seinen großen Auftritt, den er zu scharfen Attacken gegen den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry nutzte. Kerry halte nicht an einem klaren Kurs fest, sondern sei unentschlossen und sende Signale der Konfusion aus, sagte Cheney vor den jubelnden Delegierten.

Dagegen lobte er Bush als Mann der Entschlossenheit und als hervorragenden Oberkommandierenden. Der Präsident greife nicht zu leeren Drohungen und mache auch keine halben Sachen.

Auch der demokratische Senator Zell Miller warb auf dem Parteitag der Republikaner für die Wiederwahl Bushs. "In der Stunde der Gefahr hatte unser Präsident den Mut aufzustehen. Und dieser Demokrat ist stolz, sich mit ihm zu erheben", sagte Miller über sich selbst. Er bezeichnete Kerry als schwach und unsicher.

Zwei Monate vor der Präsidentenwahl am 2. November liegen Bush und Kerry in Umfragen nahezu gleichauf.

Auch am Donnerstag demonstrierten wieder zahlreiche Menschen am Rande des Parteitags gegen die Politik der US-Regierung. Die Zahl der Festnahmen stieg bis Donnerstag auf mehr als 1700. Das sind mehr als während des von blutigen Ausschreitungen überschatteten Parteitags der Demokraten in Chicago im Jahr 1968.

Damals wurden die USA nach den Morden an dem schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King und dem demokratischen Präsidentschaftsbewerber Robert Kennedy von schweren Unruhen erschüttert.

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