Parteien:Schrumpfende Koalition

CDU, CSU und SPD haben im vergangenen Jahr Tausende Mitglieder verloren. Die Oppositionsparteien wachsen - mit einer Ausnahme.

Die Regierungsparteien CDU, CSU und SPD haben im vergangenen Jahr mehrere Tausend Mitglieder verloren, während die Oppositionsparteien teils kräftige Zuwächse verzeichnen. Das zeigt eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Parteizentralen.

Den stärksten Schwund verzeichnete die CDU: Sie hatte zum Jahresbeginn 2018 noch knapp 426 000 Mitglieder und ist seitdem um rund 11 000 auf aktuell etwa 415 000 Mitglieder abgesackt. Bei der SPD sank die Mitgliederzahl im gleichen Zeitraum weniger stark: von rund 443 000 auf jetzt knapp 438 000. Im Jahr 2017 hatte es noch so ausgesehen, als könnten die Sozialdemokraten den Mitgliederverlust stoppen. Doch der sogenannte Schulz-Effekt, der nach Ausrufung von Martin Schulz zum Spitzenkandidaten zunächst eine Beitrittswelle ausgelöst hatte, verpuffte.

Auch die CSU verbuchte im vergangenen Jahr ein Minus: Nach 141 400 zum Jahresbeginn 2018 kommt sie aktuell noch auf gut 139 000 Mitglieder. In den vergangenen Wochen ging es bei den Christsozialen allerdings aufwärts: "Wir haben seit Jahresbeginn steigende Mitgliederzahlen", sagte ein Parteisprecher in München. Die Verluste der vorherigen zwölf Monate wurden dadurch jedoch nicht ausgeglichen.

Seit Anfang der 90er-Jahre haben die Volksparteien im Schnitt die Hälfte ihrer Mitglieder verloren

Während die Parteien der großen Koalition schrumpften, wuchsen die Parteien, die im Bundestag die Opposition bilden. Vor allem die Grünen legten 2018 kräftig zu: Nach einem Bericht der Welt haben sie mittlerweile mehr als 75 000 Mitglieder. Vor einem Jahr waren es rund 65 000. Ein kräftiges Plus gab es auch bei der AfD: Sie verzeichnete netto etwa 6000 Neuzugänge und hat nun mehr als 33 600 Mitglieder.

Die FDP gewann knapp 1000 Mitglieder hinzu und hat nun nahezu 64 000 Menschen in ihren Reihen. Der Zugewinn war allerdings geringer als bei den Grünen und der AfD - in einzelnen Landesverbänden wie Niedersachsen und dem Saarland gab es sogar ein leichtes Minus. Die einzige Oppositionspartei, die im vergangenen Jahr gar nicht profitieren konnte, war die Linke: Sie stagniert bei gut 62 000 Mitgliedern.

Die jüngsten Verluste bei der Union und den Sozialdemokraten passen ins Bild der vergangenen Jahrzehnte: Seit Anfang der Neunzigerjahre haben die Volksparteien im Schnitt die Hälfte ihrer Mitglieder verloren. So gab es 1990 noch gut 943 000 Menschen mit SPD-Parteibuch, die Schwesterparteien CDU und CSU hatten zusammen mehr als 975 000 Mitglieder.

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