Parteien - München:CSU-Parteitag diskutiert über Gender-Sternchen und Binnen-I

Bayern
Markus Söder, CSU-Vorsitzender und Ministerpräsident von Bayern. Foto: Lino Mirgeler/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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München (dpa) - Die CSU steht einer geschlechtergerechten Sprache skeptisch gegenüber. "Es ist zu unterstützen, dass insbesondere die Sprache von Behörden für jedermann verständlich und leicht zugänglich ist. Ideologisch motivierte Sprachgestaltung ist fehl am Platz", heißt es im 399-Seiten dicken Antragsbuch für den digitalen Parteitag unter dem Punkt "C 15 - Die Verballhornung der Sprache mit überflüssigen Gender-Formulierungen verhindern". Gleich zwei Anträge befassen sich mit den neuen Schreibweisen von Wörtern, die durch Genderzeichen, Binnen-I oder Gender-Doppelpunkt Männer, Frauen und Diverse gleichermaßen und gleichberechtigt gerecht werden sollen.

Die Forderung des Antragstellers, der ehemalige Münchner Stadtrat und CSU-Senior Reinhold Babor, ist unmissverständlich: "Die krampfhafte Wortwahl der Gender-Sprache hat in Behörden und in Bildungseinrichtungen zu unterbleiben." Er beruft sich dabei auf die Haltung der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die Gendersternchen und Co als nicht konform mit den Regeln der deutschen Grammatik und der Rechtschreibung ablehnt.

Schon in ihrem aktuellen Grundsatzprogramm "Die Ordnung" distanziert sich die CSU von einer geschlechtersensiblen Sprache: "Eine Gesellschafts-und Bildungspolitik, die Gender-Ideologie und Frühsexualisierung folgt, lehnen wir ab", heißt es hier. Parteivize Dorothee Bär äußerte sich in der Vergangenheit ebenfalls bereits kritisch, Binnen-I und Gender-Sternchen nannte sie "total gaga".

Ob der Parteitag der Forderung aber so folgen wird, muss abgewartet werden. Die Antragskommission weist in ihrer Stellungnahme bereits daraufhin, dass Sprache und das allgemeine Verständnis davon laufend Veränderungen unterliegen. "Gesetzgeberische Festlegungen über den Charakter der Sprache können daher problembehaftet sein." Es sei daher zu prüfen, ob in Behörden und Bildungseinrichtungen Veränderungen der Sprachgestaltung notwendig seien und ob Verständlichkeit weiterhin gegeben ist.

Tatsächlich haben immer mehr Kommunen - darunter Hannover, München und Kiel - in den vergangenen Monaten Leitfäden mit Empfehlungen für eine gendersensible Sprache vorgelegt - also etwa lieber den Begriff "Familienparkplatz" zu verwenden statt "Mutter-Kind-Parkplatz".

Antrag "C 15" gehört zu den 15 Anträgen, die auf dem Parteitag von den rund 800 Delegierten besonders ausführlich gleich zu Beginn diskutiert werden sollen. Weitere Themen sind die Digitalisierung an den Schulen, der Kampf gegen den Kindesmissbrauch, der Umgang mit der Polizei und die dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente und Windeln. Wegen der Corona-Pandemie verzichtet die CSU in diesem Jahr auf ihren großen Präsenzparteitag im Dezember und verlagert ihre Antragsarbeit alleine auf den Internet-Parteitag an diesem Samstag. Im Mittelpunkt steht dabei die Grundsatzrede von Parteichef Markus Söder.

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