Parteien - Erfurt:Arbeiten bis 69? Linke und SPD lehnen Bundesbank-Vorstoß ab

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Erfurt (dpa/th) - Die von der Bundesbank ins Spiel gebrachte Anhebung des Rentenalters auf 69 Jahren ist aus Sicht der Linken-Fraktion weltfremd. "Das Renteneintrittsalter weiter anzuheben und gleichzeitig das Rentenniveau abzusenken - so eine Idee kann nur von Bankern kommen, die nie körperlich gearbeitet haben und eine gute Pension beziehen werden", kritisierte die Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow am Dienstag.

Etwa für Krankenschwestern, Polizisten und Bauarbeiter sei der Vorschlag der blanke Hohn. Tatsächlich schafften es viele Menschen in körperlich anstrengenden Berufen schon heute kaum, bis zur Rente mit 67 zu arbeiten. "Mit über 69 Jahren noch Streife gehen, Patienten umlagern oder Gräben ausheben, ist völlig weltfremd", so Hennig-Wellsow.

Sie forderte stattdessen die Einführung einer Bürgerversicherung, in die alle Bürger inklusive Politiker, Selbstständige und Beamte einzahlten. Dann seien weder ein höheres Rentenalter noch eine Rentenkürzung notwendig.

Auch Thüringens Wirtschaftsminister und SPD-Chef Wolfgang Tiefensee kritisierte den Vorstoß als realitätsfern: "Das zeigt leider, wie weit weg sich die Leute, die so etwas vorschlagen, von der Lebenswirklichkeit der Menschen in unserem Land befinden." Um Altersarmut gerade in Ostdeutschland zu bekämpfen, sei aus Tiefensees Sicht die Einführung einer Grundrente entscheidend.

Am Montag war der Vorschlag der Notenbank bekannt geworden, das Rentenalter bis 2070 auf 69 Jahre und vier Monate anzuheben. Um das Rentensystem auch in Zukunft in Anbetracht einer immer älter werdenden Bevölkerung stabil zu halten, bestehe Anpassungsbedarf bei den zentralen Stellgrößen der Rentenversicherung. Seit 2012 wird die Altersgrenze für den Bezug der gesetzlichen Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Das wird nach Expertenansicht aber nicht ausreichen, weil ab Mitte der 2020er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen.

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