Parteien - Düsseldorf:CDU und SPD verlieren Mitglieder: Grüne und FDP wachsen

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Düsseldorf (dpa/lnw) - Der Mitgliederschwund bei den großen Parteien CDU und SPD in Nordrhein-Westfalen ist auch mit dem Landtagswahlkampf nicht gestoppt worden. Zur Jahresmitte ist die Zahl der Mitglieder bei den beiden Volksparteien weiter gesunken. Die Grünen - jetzt Regierungspartner der CDU in NRW - gewannen seit Jahresbeginn zwar Mitglieder hinzu, aber der Zuwachs fiel bescheidener aus als in den Jahren zuvor. Auch die FDP, die bei der Landtagswahl Mitte Mai abgestürzt war, kann sich über Zulauf freuen.

Bei der NRW-CDU sank die Zahl der Mitglieder dagegen nach Parteiangaben seit Ende November 2021 um mehr als 2400 auf 114 743 Mitglieder Ende Mai. Die Christdemokraten haben damit in NRW aber weiterhin als einzige Partei mehr als 100 000 Mitglieder. Im Wahlmonat Mai verzeichnete die NRW-CDU 231 Eintritte und 203 Austritte. Ein Grund für den allgemeinen Rückgang der Mitgliedzahlen ist wie auch bei der SPD, dass viele ältere Mitglieder sterben.

So sank die Zahl der SPD-Mitglieder in NRW von rund 95 000 im Dezember um 1500 auf 93 500 im Juni. Generalsekretärin Nadja Lüders prognostiziert wegen der Altersstruktur der Partei auch in den kommenden Jahren Rückgänge. Als positive Entwicklung hob sie aber hervor, dass zur Landtagswahl mehrere jüngere Menschen der SPD beigetreten seien. "Mit ihnen gilt es, die Gesellschaft noch stärker zu gestalten."

Die Grünen - nun Regierungspartner der CDU in NRW - steigerten ihre Mitgliederzahl von 25 865 im Dezember 2021 auf 26 127 Ende Juni. Das ist ein leichtes Halbjahresplus von 262 Mitgliedern. Allein seit der Landtagswahl Mitte Mai traten 150 neue Mitglieder der Ökopartei bei. Allerdings scheint sich der Zuwachs nach den großen Sprüngen der vergangenen Jahre abzubremsen. Immerhin hat sich die Zahl der Grünen-Mitglieder in NRW seit der Wahlniederlage 2017 mehr als verdoppelt.

"Unsere weiter steigenden Mitgliederzahlen freuen uns natürlich sehr", sagt die neue Parteichefin Yazgülü Zeybek. Auch in Regierungszeiten wollten die Grünen "einen Ort der Debatte bieten", kündigte sie an. "Eine offene und transparente innerparteiliche Willensbildung ist für uns nämlich nicht bloß ein Marketing-Gag, sondern Kern unserer DNA."

Die CDU war am 15. Mai mit 35,7 Prozent als klare Wahlsiegerin aus der Landtagswahl in NRW hervorgegangen. Die Grünen konnten ihren Stimmenanteil im Vergleich zu 2017 auf 18,2 Prozent fast verdreifachen und landeten hinter der SPD (26,7) auf dem dritten Platz.

Die FDP musste bei der NRW-Wahl herbe Verluste hinnehmen und flog mit nur noch 5,9 Prozent aus der Regierung. Die Liberalen in NRW konnten die Zahl ihrer Mitglieder aber seit Mitte Dezember von fast 20 000 auf etwa 20 200 Ende Juni steigern - ein Plus von etwa 200. Das ist für die NRW-Freidemokraten weiterhin der höchste Mitgliederstand seit 30 Jahren. Auch nach der Landtagswahl sei die Zahl weiterhin konstant, hieß es.

"Die FDP NRW hat eine starke Mitgliederbasis, die auch in diesem Jahr weiter gewachsen ist", sagt Generalsekretär Moritz Körner. Viele Menschen, die zur FDP kämen, wollten sich gerade in dieser Zeit politisch aktiv einbringen. Die Mitglieder würden auch in den Prozess der Neuaufstellung der FDP nach der Landtagswahl einbezogen.

Bei der AfD NRW bewegte sich die Mitgliederzahl Anfang Juli um 5000. Das waren etwa 300 weniger als Mitte Dezember. Seit der Landtagswahl habe die AfD im Saldo ein kaum spürbares Minus von 35 Mitgliedern zu verzeichnen, hieß es. In der Sommerzeit gingen Mitgliederzahlen aber immer etwas zurück und erholten sich im Herbst wieder.

"Ich freue mich darüber, dass sich in Zeiten von immer geringerem ehrenamtlichem Engagement in der Gesellschaft unser AfD Landesverband in NRW personell stabil zeigt und uns verstärkt Mitgliedsanträge aus allen Schichten der Bevölkerung erreichen", sagte AfD-Landeschef Martin Vincentz. Die AfD hatte bei der Landtagswahl 5,4 Prozent erreicht.

Die wieder nicht in den Landtag gewählte NRW-Linke muss seit Anfang des Jahres eine Austrittswelle verkraften. 684 Parteimitglieder verließen im vergangen Halbjahr die Partei, aber es kamen auch 255 neue Mitglieder hinzu. Insgesamt sank die Zahl der Mitglieder der NRW-Linken seit Januar von 8583 auf 8124 Anfang Juli - ein Minus von 459. Als Grund nennen die beiden Parteivorsitzenden Nina Eumann und Jules El-Khatib zum einen, dass die Linke in diesem Jahr die nicht zahlenden Mitglieder gestrichen habe. "Allerdings haben wir auch durch den Krieg in der Ukraine Austritte gehabt."

Seit einigen Wochen stabilisiere sich die Zahl der Mitglieder aber wieder. Der Linken wird eine Nähe zu Russland und Kremlchef Wladimir Putin nachgesagt. Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte sich die Parteiführung für eine Verhandlungslösung ausgesprochen.

© dpa-infocom, dpa:220709-99-963173/4

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: