Ermittlungen:Nach Tat von Bad Lauchstädt: Mann griff Ex schon vorher an

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Rüdiger Erben, SPD-Abgeordneter, spricht. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Hätte die Bluttat in Bad Lauchstädt verhindert werden können? Offenbar ging von dem 61-jährigen Sportschützen schon vor den tödlichen Schüssen eine Gefahr für die Ex-Partnerin aus.

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Bad Lauchstädt (dpa/sa) - Bereits vor der tödlichen Beziehungstat vergangene Woche in Bad Lauchstädt hat es offenbar polizeilich bekannte Vorfälle zwischen den beiden Getöteten gegeben. Am 1. Februar dieses Jahres sei eine Anzeige gegen den 61-Jährigen aufgenommen und ein Strafverfahren wegen Bedrohung, Nötigung im Straßenverkehr, Straßenverkehrsgefährdung und Nachstellung eingeleitet worden, teilte die Polizeiinspektion Halle am Dienstag auf Nachfrage mit.

Am selben Tag sei der Versuch einer Gefährderansprache unternommen worden. Der Mann sei aber nicht angetroffen worden. „Warum die Gefährderansprache nach derzeitigem Kenntnisstand im Weiteren nicht erfolgte, wird kritisch nachbereitet“, teilte die Polizei weiter mit. Zunächst hatte die „Mitteldeutsche Zeitung“ berichtet.

Der 61-jährige Mann und seine 59-jährige Ex-Partnerin waren vergangene Woche tot in der Wohnung der Frau in Bad Lauchstädt (Saalekreis) aufgefunden worden. Was genau sich in der Wohnung abspielte, könne zunächst noch nicht gesagt werden, sagte ein Sprecher der Polizei zuletzt. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass der Mann die Frau tötete. Der 61-Jährige war legal im Besitz von Schusswaffen.

Wie die Polizei weiter mitteilte, war die Frau Anfang Februar auf das Beratungsangebot der Interventionsstelle für Häusliche Gewalt und Stalking hingewiesen worden, die Interventionsstelle wurde per E-Mail informiert. Wegen des Waffenbesitzes des Mannes sei die zum Saalekreis gehörende, zuständige Waffenbehörde am Tag des Vorfalls über den bekannten Sachstand schriftlich informiert worden. Bereits im März 2020 hatte die Frau wegen einer Körperverletzung im häuslichen Bereich Anzeige gegen den Mann erstattet. Das Verfahren wurde laut Polizei eingestellt.

Nun steht die Frage im Raum, ob die Gewalttat hätte verhindert werden können. Die SPD-Fraktion in Sachsen-Anhalts Landtag will möglichen Behörden-Fehlern im Vorfeld der tödlichen Auseinandersetzung nachgehen. Der innenpolitische Sprecher Rüdiger Erben forderte am Dienstag die Landesregierung auf, zu berichten, welche Erkenntnisse Polizei und Waffenbehörde vor der Tat gehabt hätten und welche Maßnahmen zum Schutz des späteren Opfers ergriffen worden seien.

„Die Berichte legen Versäumnisse der zuständigen Behörden und deren Leitung dar“, sagte Sebastian Striegel, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, am Dienstag mit Verweis auf die Berichterstattung. Es wäre ein Versagen der Sicherheitsbehörden, wenn sie von der Gefahr gewusst hätten, die vom späteren Täter ausging, ohne entsprechend zu handeln, so Striegel. Auch die Grünen-Fraktion stellte wie die SPD einen Antrag zur Selbstbefassung im nächsten Innenausschuss.

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, sie erwarte, dass die Polizei bei „Fällen von Gewalt in engen sozialen Beziehungen konsequent alle gefahrenabwehrenden Maßnahmen ausschöpft“. Man werde den Sachverhalt umfassend aufklären und mit der gesamten Landespolizei auswerten. „Auch dem Innenausschuss werden wir dazu Bericht erstatten.“

© dpa-infocom, dpa:230314-99-946938/4

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