Parlamentswahl:Showdown in Großbritannien

Bleibt Gordon Brown, kommt David Cameron - und welche Chancen hat Nick Clegg? Millionen Briten sind aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Bislang zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als 2005.

Mehr als 45 Millionen Menschen sind in Großbritannien zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Bislang ist der Ausgang der Wahl noch völlig offen. Keine der beiden großen Parteien - weder Labour noch die favorisierten Tories - können Umfragen zufolge mit einer absoluten Mehrheit rechnen. Die kleineren Liberaldemokraten machen sich Hoffnung, erstmals in ihrer Parteigeschichte auf der Regierungsbank Platz nehmen zu können.

Gordon Brown; dpa

Noch-Premierminister Gordon Brown in Begleitung seiner Frau Sarah kurz nach seiner Stimmabgabe

(Foto: Fotos: dpa)

Offenbar gehen jedoch mehr Briten zur Stimmabgabe als bei der letzten Parlamentswahl im Jahr 2005. Schon nach der Öffnung um 8 Uhr meldeten die meisten Wahllokale eine höhere Beteiligung als vor fünf Jahren. 2005 hatten 61 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht.

Die drei Spitzenkandidaten wählten gleich am Morgen. Der Chef der Konservativen, David Cameron, wurde bei der Stimmabgabe in Oxfordshire von seiner schwangeren Frau Samantha begleitet. Premierminister Gordon Brown machte sein Kreuz zusammen mit seiner Frau Sarah in seinem Wahlkreis in Schottland. Nick Clegg von den Liberaldemokraten stimmte in Sheffield im Norden Englands ab.

Die Konservativen könnten zwar zahlenmäßig die meisten Stimmen für sich verbuchen, entscheidend ist aber die Zahl der gewonnenen Wahlkreise. Erreicht keine der Parteien die absolute Mehrheit von 326 Sitzen, würde die Initiative zur Regierungsbildung laut Wahlrecht bei Amtsinhaber Brown liegen.

Die Wahllokale schließen um 23 Uhr MESZ. Das amtliche Endergebnis wird erst für Freitagnachmittag erwartet.

Eine am Mittwochabend veröffentlichte Erhebung im Auftrag der Tageszeitung The Times ergab, dass die Konservative Partei von Cameron mit einem Stimmenanteil von 37 Prozent die Mehrheit in 301 Wahlkreisen erringen kann - 25 zu wenig, um allein die Regierung bilden zu können. Danach folgen die bislang regierende Arbeiterpartei von Premierminister Gordon Brown mit 28 und die Liberaldemokratische Partei mit 27 Prozent.

Historisch sind die Briten daran gewöhnt, dass bei der Unterhauswahl jeweils eine Partei eine stabile und solide Mehrheit erhält.

Normalerweise fährt der Mehrheitsführer zwölf Stunden nach der Schließung der Wahllokale zur Queen in den Buckingham-Palast und erhält von ihr den Auftrag zur Regierungsbildung. Schon am Nachmittag rollt der Möbelwagen in die Downing Street und schafft die persönlichen Effekten des alten Premiers fort.

Dieses Mal allerdings wird das Procedere wohl deutlich länger dauern. Die Verhandlungen könnten sich mehr als zwei Wochen hinziehen. Theoretisch hätten die Beteiligten bis zum 25. Mai Zeit, eine Mehrheit zu zimmern. Dann eröffnet Queen Elizabeth II. offiziell die Legislaturperiode.

Erringt keine der Parteien eine Mehrheit im Unterhaus, könnten die Briten schon bald wieder an die Urnen gerufen werden.

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