Silvio Berlusconi macht Schluss - diesmal wohl endgültig: Der frühere italienische Ministerpräsident will bei der Parlamentswahl im Frühjahr 2013 nun doch nicht antreten. Nach langen Überlegungen teilte der 76-Jährige am Mittwochabend auf der Website seiner Partei PdL (Volk der Freiheit) offiziell mit, dass er nicht als Kandidat zur Verfügung stehe. Er tue dies "aus Liebe zu Italien".
Unter der unmissverständlichen Überschrift "Ich werde nicht für das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren" veröffentlichte Berlusconi eine entsprechende Stellungnahme. Nach 18 Jahren in der Politik tritt der Mailänder Medienunternehmer, Milliardär und dreimalige Ministerpräsident ein Jahr nach seinem Rückzug vom Amt des Regierungschefs damit endgültig in die zweite Reihe zurück. Im Sommer hatte Berlusconi noch erwogen, erneut zu kandidieren, um seiner Mitte-rechts-Partei aus einem massiven Umfragetief zu helfen.
Allerdings deutete Berlusconi an, sich nicht vollständig aus der Politik zurückziehen zu wollen. Der Milliardär und Besitzer des Fußballvereins AC Mailand bemühte Metaphern aus der Welt des Sports, um seine künftige Rolle zu beschreiben: "Ich werde an der Seite jüngerer Spieler bleiben, die spielen und Tore schießen müssen." Er fügte hinzu: "Ich habe noch gute Muskeln und ein wenig Köpfchen."
Nach Berlusconis Worten soll der Kandidat seiner Mitte-rechts-Partei Mitte Dezember in Vorwahlen bestimmt werden. Als aussichtsreicher Bewerber gilt Parteichef Angelino Alfano. Allerdings haben auch mehrere andere PdL-Politiker bereits ihre Kandidatur angemeldet, darunter der frühere Minister Giancarlo Galan.
Wird es wieder Monti?
Die einst stärkste Partei war in den vergangenen Monaten, von internem Streit und Chaos erschüttert, in Umfragen auf den dritten Platz abgefallen. Sie liegt klar hinter der Mitte-links-Partei PD (Partito Democratico) zurück und wurde auch von der populistischen Internet-Bewegung "Fünf Sterne" des Komikers Beppe Grillo überrundet.
Bei der Parlamentswahl im April 2013 geht es darum, wer das Land weiter aus der Schulden- und Wachstumskrise führen soll. Es könnte wieder auf den Wirtschaftsexperten Mario Monti, den derzeitigen Regierungschef, hinauslaufen. Er war nach Berlusconis Rücktritt im November 2011 von Staatspräsident Giorgio Napolitano in das Amt berufen worden und hat mit einer Reihe von Spar- und Steuergesetzen europäisches Vertrauen in Italien zurückgewonnen.
Berlusconi fand in seiner Ankündigung auffallend lobende Worte für die Reformpolitik des parteilosen Wirtschaftsprofessors. Die nicht gewählte Technokratenregierung Mario Montis habe alles getan, was sie konnte, um das in einer tiefen Schuldenkrise steckende Land zu reformieren. Widerstanden habe Monti dabei auch "den abstrusen neokolonialen Bestrebungen, die in manchen europäischen Kreisen gepflegt werden", fügte Berlusconi an. Er hatte mehrfach den strikten deutschen Kurs in der Euro-Krise kritisiert.