Süddeutsche Zeitung

Parlamentswahl in Indien:2800000000 Euro Bestechungsgeld

Während der indischen Parlamentswahl sorgt die Wahlkommission mit einem erschütternden Befund für Aufsehen: Die Fahnder stellten gewaltige Summen Schmiergeld sicher. Verstärkt setzen Politiker und Parteien aber auch auf Rauschmittel, um Wähler für sich zu gewinnen.

Von Oliver Das Gupta

Geldscheine in der Zeitung inklusive Wahltipp, Kisten voller Banknoten, Flugzeuge als Spezialgeschenk für Abgeordnete: So kaufen die Mächtigen in Indien die Stimmen von Slumbewohnern, einfachen Bürgern und Parlamentariern. Wie zwischen Delhi und Chennai parteiübergreifend bestochen wird, hatten US-Diplomaten detailliert in ihren Depeschen beschrieben, die Wikileaks 2011 indischen Medien zugespielt hat (hier mehr dazu).

Seit der Veröffentlichung vor drei Jahren scheinen sich am Geld-für-deine-Stimme-Prozedere in der größten Demokratie der Welt vor allem zwei Dinge verändert zu haben: Die Menge des Bestechungsgeldes ist gewaltig größer geworden. Und: Neben Moneten setzen Politiker und Parteien offenbar verstärkt auf Rauschmittel, um möglichst viele der fast 815 Millionen indischen Wahlberechtigten für sich zu gewinnen.

Mitten in der fünf Wochen dauernden Parlamentswahl hat die nationale Wahlkommission ein Zwischenergebnis ihrer Ermittlungen veröffentlicht, das alles Dagewesene in den Schatten stellt. Die Fahnder beschlagnahmten mutmaßliche Bestechungsgelder in Höhe von umgerechnet 2,8 Milliarden Euro.

Hunderte Sondereinheiten entdeckten nicht nur immense Geldmengen. 13 Millionen Liter alkoholische Getränke stellten die Beamten sicher - und 105 Kilogramm Heroin, mit denen verschiedene Parteien die Wahlberechtigten ködern wollten (hier mehr dazu).

"Es tut sehr weh"

Das meiste Bestechungsgeld wurde demnach im Bundesstaat Andrha Pradesh konfisziert. Umgerechnet 300 Millionen Euro fanden die Ermittler.

Bhanwar Lal, Chef der örtlichen Wahlkommission, kommentierte den Schmiergeld-Rekord mit den Worten: "Es tut sehr weh."

Umfragen zufolge steht die regierende Kongresspartei vor einer Niederlage. Vorn liegt die nationalistische Hindupartei Bharatiya Janata Party (BJP) mit Narendra Modi, ihrem charismatischen wie umstrittenen Spitzenkandidaten für das Amt des Premierministers (hier mehr dazu). Modi sieht sich als vom Schicksal für große Aufgaben bestimmt. "Ich glaube, dass Gott mich auserwählt", verkündete Modi jüngst in einer Botschaft an seine Anhänger. "Nun brauche ich nur noch eure Segenswünsche."

Mit Material von dpa.

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