Die schlechte Nachricht umfasst 47 Seiten, 231 Unterpunkte und mehrere Anhänge, ihre Sprache ist nüchtern. Auf 47 Seiten haben Klimadiplomaten zusammengetragen, wie weit das Klimaabkommen von Paris die Welt gebracht hat. Das Ergebnis: Nicht sehr weit. "Während einiges vorangeht, ist viel mehr nötig, an allen Fronten" - so steht es schon in Zeile 4. Und, ein paar Zeilen weiter: "Die Welt ist nicht auf Kurs, um die Langfrist-Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen."
So beginnt der "Synthesebericht zum technischen Dialog zur globalen Bestandsaufnahme", den das UN-Klimasekretariat in Bonn am Freitag vorgelegt hat. Was technisch daherkommt, ist in Wahrheit der Kern der globalen Klimapolitik der nächsten Monate. Die Weltgemeinschaft hat nicht geliefert - und muss nun dringend überlegen, wie sie darauf reagiert.
Ein "rigoroser Ansatz" sei nötig, schreiben die Autoren
Denn diese "globale Bestandsaufnahme" steht im Zentrum des Abkommens von Paris. Darin hatten sich die Staaten gegenseitig versprochen, nationale Pläne für den Klimaschutz zu verfolgen. In der Summe sollen alle diese Pläne die Emissionen senken - Ziel: eine Erderwärmung um maximal zwei, besser 1,5 Grad Celsius. Alle paar Jahre soll eine Bestandsaufnahme klären, wie weit die schönen Versprechen getragen haben. Wenn es nicht reicht, müssen die Staaten nachlegen. Und das erste Mal steht dieser Prozess in diesem Jahr an, im November und Dezember, bei der Klimakonferenz in Dubai. Bis 2025 müssen die Staaten nachlegen, wenn ihre Pläne nicht genug Klimaschutz geliefert haben. Danach sieht es aus.
Die Empfehlungen aus dem Synthesebericht sind zwar nicht besonders konkret, aber sie sind deutlich. Nötig sei ein "rigoroser Ansatz" der die gesamten Ökonomien, die gesamten Gesellschaften umfasse. Es brauche mehr und verlässlichere Unterstützung für Staaten, die schon jetzt die Folgen der Klimakrise zu spüren bekommen. Lösungen, um klimafreundlicher zu wirtschaften, seien in vielen Bereichen schon vorhanden.
Der Bericht nennt kaum konkrete Zahlen und keine Hauptschuldigen
"Dieser Bericht ist ein Weckruf", sagt Ani Dasgupta, Präsident des World Resources Institute in Washington, "für die Ungerechtigkeit der Klimakrise und die entscheidende Gelegenheit, den Kurs noch zu ändern." Allerdings enthalte der Bericht auch jede Menge "freundliche Prosa".
In der Tat nennt das Papier, das nach wochenlangen Konsultationen entstand, wenig konkrete Zahlen, es benennt auch keine Hauptschuldigen. Wohl aber soll es den Startschuss geben für die weiteren Verhandlungen - rechtzeitig, bevor übernächste Woche die Staaten in New York zur UN-Generalversammlung zusammentreten. Konkreter werden die Gespräche dann bei der Klimakonferenz in Dubai. "Wir müssen dringend mit dem 'Business as usual' brechen und uns wie nie zuvor zusammenschließen", sagte Sultan Al Jaber, der designierte Präsident der Klimakonferenz, "um von Zielen zu Taten zu kommen."