Bei Demonstrationen gegen Corona-Regeln in Frankreich hat die Pariser Polizei nach eigenen Angaben am Wochenende 97 Menschen festgenommen. Wie die Sicherheitskräfte auf Twitter mitteilten, wurden zudem 513 gebührenpflichtige Verwarnungen erteilt. Für Samstag hatten sich Autofahrer zu Protestkonvois in der französischen Hauptstadt verabredet, die Behörden untersagten dies jedoch. Als dennoch Hunderte Demonstranten in der Innenstadt eintrafen, ging die Polizei mit Tränengas gegen sie vor. Auf den Champs-Élysées und anderen Straßen versuchten Polizisten, Menschen auseinanderzutreiben, die trotz des Verbots und Zufahrtskontrollen ins Zentrum der Hauptstadt gelangt waren. Die Demonstranten verliehen ihrem Unmut mit Hupkonzerten Ausdruck und schwenkten französische Nationalflaggen. 500 Fahrzeuge eines Demonstrationszuges sind nach Angaben der Polizei bereits vor Paris gestoppt worden.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste waren im Laufe der Woche in verschiedenen Landesteilen gestartet. Ziel ihrer Sternfahrt war eine gebündelte Demonstration in Paris. Die Autofahrer sehen sich als Teil eines "Freiheitskonvois", mit dem sie gegen die Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie protestieren wollen. Vorbild sind die zahlreichen Lkw-Fahrer, die seit über zwei Wochen das Zentrum der kanadischen Hauptstadt Ottawa blockieren und damit gegen Impfbestimmungen protestieren. Die Trucker versperren an der Grenze zu den USA auch eine wichtige Brücke, die in die Autometropole Detroit führt. In der Folge kam es bereits zu Lieferengpässen bei US-Autobauern, die die Produktion beeinträchtigen.
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In Kanada protestiert eine "Rand-Minderheit" lautstark gegen Corona-Maßnahmen. Die Bevölkerung denkt zunächst, sie müsse das aushalten. Bis die Trucker zu weit gehen.
Die Lage soll nicht eskalieren - auch wegen der anstehenden Wahlen
In Frankreich waren am Wochenende Tausende Polizisten im Einsatz, um mit Kontrollen etwa an Mautstationen zu verhindern, dass die Protestfahrt aus mehreren Städten bis in die Hauptstadt hineingelangte. Es wurden auch gepanzerte Fahrzeuge und Wasserwerfer aufgefahren. Die Präfektur von Paris hat den Konvois eine Zufahrt vom vergangenen Freitag bis Montag verboten, um die öffentliche Ordnung nicht zu gefährden. Wer dagegen verstößt, riskiert nach Behördenangaben zwei Jahre Haft, eine Geldstrafe von 4500 Euro und den Entzug des Führerscheins.
Der Protest der Autofahrer folgt Wellen von Demonstrationen gegen Corona-Regeln, denen zufolge die Menschen einen Impfnachweis vorlegen müssen, wenn sie Bars, Restaurants und Kinos besuchen wollen. Die Polizei genehmigte zwei Demonstrationen in Paris am Samstag, eine von Impfgegnern und eine der Gelbwesten. Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl am 10. April ist die Regierung bemüht, dass sich die Proteste nicht ausweiten. So waren in Paris auch am Sonntag Beamte unterwegs, um Straßenblockaden zu verhindern.