Die vatikanische Finanzaufsicht steht nach Aussage von Papst Franziskus wegen des Verdachts auf unsauberes Verhalten im Fokus von Ermittlungen. Es gebe Hinweise, dass die Behörde ihrer Kontrollaufgabe nicht nachgekommen sei, sagte der Papst auf dem Rückflug von Japan am Dienstagabend.
Der inzwischen entlassene Präsident der Behörde für Finanzinformation (AIF), René Brülhart, habe versucht, Druck auf die vatikanische Staatsanwaltschaft zur Rückgabe beschlagnahmter Unterlagen auszuüben. Im Zusammenhang mit einer Immobilienanlage des vatikanischen Staatssekretariats hatte Anfang Oktober eine Razzia in Büros des Staatssekretariates und der AIF stattgefunden. Dabei wurden Materialien beschlagnahmt und mehrere Mitarbeiter suspendiert, unter ihnen AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza.
Exklusiv Katholische Kirche:Finanzskandal in Eichstätt: "Vertrauen ersetzte Kontrolle"
Mit dubiosen Darlehen für Immobilienprojekte bescherten die beiden Beschuldigten der katholischen Kirche einen Millionenschaden. Weder interne Ermittlungen noch Nachfragen von Wirtschaftsprüfern hielten sie davon ab.
"Es gab Fälle von Korruption"
Franziskus nannte als Grund für die Maßnahme gegen Di Ruzza den Verdacht auf schlechte Amtsführung. Er hoffe, dass dies nicht zutreffe. Aber angesichts von Hinweisen auf Korruption müsse die Justiz ermitteln, so der Papst.
Es gebe einen "Skandal", der nicht nur mit der verlustreichen Investition in eine Londoner Immobilie zusammenhänge. "Wir haben Dinge gemacht, die anscheinend nicht sauber waren", sagte Franziskus. "Es gab Fälle von Korruption." Das Gute sei, dass der Fall dieses Mal "von innen" aufgedeckt worden sei, nicht wie andere Skandale von außen. "Ich bin zufrieden, dass die Verwaltung im Vatikan die Fähigkeit hat, um hässliche Sachen wie diese aufzuklären."
Weiter verteidigte der Papst eine befristete Verwendung von Spenden an den Vatikan, den sogenannten Peterspfennig, für Investments. Es gehe um den Werterhalt augenblicklich nicht benötigter Mittel; man könne das Geld ja nicht in einen Sparstrumpf stecken. Die Anlagen müssten diversifiziert, sicher und ethisch einwandfrei sein und das Geld anschließend dem Zweck entsprechend eingesetzt werden.
Franziskus kündigte an, dass die fünf suspendierten Vatikanmitarbeiter in den nächsten Tagen vernommen würden. Auch für sie gelte "das Menschenrecht der Unschuldsvermutung".