Papst:Mutige Reise

Franziskus fährt dorthin, wo es gefährlich ist - der Ärmsten wegen.

Von Tobias Zick

Auf der Afrika-Reise des Papstes ist die letzte Station zugleich die schwierigste. Die Zentralafrikanische Republik ist akutes Krisengebiet; das französische Militär hatte gewarnt, man könne für die Sicherheit des Heiligen Vaters nicht garantieren. Indem er am Sonntag trotzdem in der Hauptstadt Bangui eingetroffen ist, zeigt Franziskus, dass seine erklärte Solidarität mit den Armen und Benachteiligten dieser Welt nicht dort endet, wo es unbequem wird.

Der mutige Schritt birgt freilich nicht nur Risiken für den Papst. Seine Präsenz könnte auch neue Unruhen provozieren. Den Kriegstreibern beider Seiten ist es gelungen, den Konflikt um die Diamanten- und Goldreserven des Landes religiös aufzuladen und die Menschen zu spalten. Das Misstrauen zwischen Christen und Muslimen, die früher Tür an Tür lebten, ist enorm, die Fronten sind verhärtet.

Dass er sich in Bangui auf eine Gratwanderung zwischen Versöhnung und Provokation begibt, ist dem Papst offenkundig bewusst. Wenn alles verläuft wie geplant, wird er am Montagmorgen die Zentralmoschee und ein verwüstetes muslimisches Stadtviertel besuchen - ein Eingeständnis, dass christliche Milizen für einen wesentlichen Teil der Gewaltverbrechen im Land verantwortlich zeichnen. Und eine Botschaft an die Menschen in einem wenig beachteten Konfliktgebiet, dass sie von der Welt nicht ganz vergessen werden sind, egal, woran sie glauben.

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