Auch in Peru herrscht große Aufregung nach der Wahl von Leo XIV., dort León XIV. genannt. Und wie. Zuletzt hatte Argentinien seinen Papst, Franziskus, el papa Francisco. Jetzt bekommt also außer den USA in Nordamerika ein weiteres Land im Süden des Kontinents seinen ersten Pontifex. „Papst Leo XIV. ist Peruaner“, sagt Perus Präsidentin Dina Boluarte. „Gott liebt Peru.“
Tatsächlich besitzt Robert Francis Prevost seit 2015 neben der US-amerikanischen auch die peruanische Staatsbürgerschaft. Nicht nur formell sei das geschehen, „sondern zutiefst spirituell und menschlich“, erläuterte Boluarte in Lima, als ihr Landsmann im Vatikan den Heiligen Stuhl übernahm. Die Geschichte des neuen Papstes und der Nation zwischen Anden und Pazifik reicht sogar noch viel weiter zurück, sie begann vor 40 Jahren.
Zur Welt kam Prevost vor 69 Jahren in Chicago, besonders geprägt wurde er später in einer ähnlich klingenden und doch ganz anderen Stadt. In Chiclayo. 1985 ging der Augustiner als Missionar zunächst nach Chulucanas im peruanischen Nordwesten und 1988 für ein Jahrzehnt nach Trujillo. Es waren die Zeiten des Sendero Luminoso, der maoistischen Terrorgruppe Leuchtender Pfad, die vom damaligen Präsidenten Alberto Fujimori mit Staatsterror bekämpft wurde.
Prevost setzte sich für Menschenrechte ein und gegen die Gewalt. Er wandte sich 2017 auch gegen die zwischenzeitliche Begnadigung des verurteilten Autokraten Fujimori durch den Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski. 2014 ernannte ihn Papst Franziskus zum Verwalter der Diözese und 2015 zum Bischof von Chiclayo in der ebenfalls nördlichen Provinz Piura am Meer. Das blieb er bis 2023, ehe ihn der Argentinier zurück nach Rom holte.
Der Ortswechsel geschah in für Peru wieder einmal turbulenten Zeiten. Nach dem Sturz eines weiteren Präsidenten, des ehemaligen Dorflehrers Pedro Castillo, kam es zu schweren Protesten. Er spüre viel Traurigkeit und Schmerz, berichtete Prevost peruanischen Medien. Er habe auch dem Heiligen Vater mitgeteilt, dass dies nicht der beste Moment sei, das Land zu verlassen. „Ich möchte die Menschen weiterhin begleiten.“
Man darf ihn wohl kaum einen Befreiungstheologen nennen, er war auch in Peru kein Freund der radikalen Linken. Aber der US-Peruaner erwarb sich einen Ruf als Kämpfer gegen Armut, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung. Er unterstützt die synodale Kirche und wurde in sozialen Fragen nachsichtiger. Einstigen Gerüchten, er habe in Peru einen Missbrauchsskandal der mittlerweile aufgelösten Sekte Sodalitium Christianae Vitae vertuschen wollen, wurde von Betroffenen längst widersprochen. Die Vorwürfe seien absolut falsch, sie sollten ihn diskreditieren, sagt Pedro Salinas, Journalist und Mitgründer der Vereinigung Ending Clergy Abuse. „Prevost hat immer die Opfer in den Mittelpunkt gestellt. Er stand an unserer Seite, als andere schwiegen. Deshalb zählt seine Wahl.“
Auf dem Balkon über dem Petersplatz grüßte Leo XIV. auf Spanisch „meine liebe Diözese Chiclayo, in Peru“. Und die Zeitung El Comercio erinnert an das, was dem Papst besonders schmeckt. Peruanische Nationalgerichte wie Ceviche, gebeizter Fisch.