Süddeutsche Zeitung

Papst in den USA eingetroffen:"Tiefe Scham" über pädophile US-Priester

Lesezeit: 1 min

Papst Benedikt XVI. ist in Washington eingetroffen. Unmittelbar vor der Ankunft sprach er das wohl schwierigste Thema seiner Reise an: die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche der USA.

Papst Benedikt XVI. hat auf dem Flug in die USA seine "tiefe Scham" über die Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch US-Priester geäußert. Der Skandal, der 2002 ans Tageslicht kam, bedeute "großes Leiden" für die Opfer und für die Kirche, sagte Benedikt vor mitreisenden Journalisten.

"Wir sind tief beschämt und wir werden alles tun, dass dies in der Zukunft nicht mehr passieren kann", zitierten italienische Medien Benedikt. "Wir werden Pädophile vom Priesterdienst absolut ausschließen."

Benedikt, der an diesem Mittwoch seinen 81. Geburtstag feiert, wurde in Washington von US-Präsident Georg W. Bush und dessen Ehefrau Laura empfangen. Es war das erste Mal, dass der Präsident einen ausländischen Gast persönlich am Flughafen begrüßte.

In der Alitalia-Maschine auf dem Weg nach Washington kündigte Joseph Ratzinger an, er werde Bush darum bitten, den lateinamerikanischen Nachbarländern künftig mehr Hilfen zu geben, um die Immigrationswelle zu stoppen. "Es ist im Interesse aller, dass niemand auswandern muss."

Zunächst war unklar, ob der Papst auch kontroverse Themen wie den Irakkrieg oder die Todesstrafe offen ansprechen wird: Der Vatikan lehnt den Irakkrieg strikt ab und hat sich auch immer wieder gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Kurienkardinal Raffaele Renato Martino hatte noch kürzlich klargestellt, dass der US-Besuch Benedikts keinesfalls als Rückendeckung des Vatikans für Bushs Irakpolitik missverstanden werden dürfe. Die politischen Gespräche mit dem US-Präsidenten sind für Mittwochmorgen geplant und bilden den ersten offiziellen Programmpunkt der sechstägigen Papstreise.

Als Höhepunkt der Visite gilt die Rede vor der UN-Vollversammlung in New York am Freitag. Es heißt, Benedikt wolle zum Kampf gegen den "ethischen und moralischen Relativismus" aufrufen, eines seiner Schlüsselthemen seit seinem Amtsantritt. Es wird erwartet, dass er vor dem Weltforum - vor dem bereits 1979 und 1995 sein Vorgänger Johannes Paul II. sprach - die Ablehnung der katholischen Kirche von Abtreibung, Todesstrafe und Stammzellenforschung bekräftigen wird.

Zum Abschluss der Reise wird der Papst am Sonntag "Ground Zero" in New York besuchen, wo bei den September-Anschlägen 2001 die beiden Türme des World Trade Centers einstürzten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.215356
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AFP
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.