Am Ostermontag ist Papst Franziskus gestorben, und am Dienstag kamen die ersten rund 60 bereits in Rom anwesenden Kardinäle im Vatikan zusammen, alle weiteren Kardinäle aus aller Welt werden in den nächsten Tagen erwartet. In der sogenannten Sedisvakanz, der Zeit ohne Papst, leitet die Gesamtheit der Kardinäle den Machtübergang. Insgesamt gibt es 252 dieser höchsten Würdenträger, 135 davon sind unter 80 Jahren und damit im Konklave wahlberechtigt.
Bei der etwa eineinhalbstündigen Begegnung trafen die Kardinäle zwei wichtige Entscheidungen für die nächsten Tage. Der Leichnam von Franziskus wird wie angekündigt am Mittwochmorgen in den Petersdom überführt. Bald danach können die Menschen von ihm Abschied nehmen. Die Begräbnisliturgie beginnt am Samstag um zehn Uhr auf dem Petersplatz. Derzeit befindet sich Franziskus’ Leichnam noch in seiner Residenz im Vatikan, dem Gästehaus Casa Santa Marta; davon gibt es jetzt auch Bilder.
Weiter wurden die drei Assistenten des Camerlengo Kevin Farrell per Los bestimmt. Der Kardinalkämmerer führt in der papstlosen Zeit die Geschäfte im Vatikan, weil fast alle Leitungspositionen automatisch erloschen sind. So auch die des bisherigen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der Nummer zwei im Vatikan, der jetzt aber ebenso wie der polnische Kardinal Stanislaw Rylko und der italienische Kurienkardinal Fabio Baggio zu Assistenten des Camerlengo gewählt wurden.
Parolin, der als einer der Favoriten bei der Papstwahl gilt, wird auch das Konklave hinter den verschlossenen Türen der Sixtinischen Kapelle leiten, weil der eigentlich zuständige Dekan der Kardinäle, der 91-jährige Giovanni Battista Re, ebenso wie sein Stellvertreter bereits zu alt sind. Stimmberechtigt dort sind auch drei der derzeit nur noch sechs deutschen Kardinäle: die Erzbischöfe von München und Köln, Reinhard Marx, 71, und Rainer Maria Woelki, 68, und der schon lange in Rom arbeitende und lebende frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, 77.
Dieses Konklave muss binnen 20 Tagen nach dem Tod des Papstes beginnen, also spätestens am 11. Mai. Die lange Frist stammt aus einer Zeit, als die Anreise der Kardinäle aus aller Welt lang und beschwerlich sein konnte. Es wird deshalb erwartet, dass das Konklave deutlich früher beginnt. Wie viele Tage es dauern wird, ist ungewiss. Der neue Papst muss mit Zweidrittelmehrheit gewählt werden, was viele Wahlgänge zur Folge haben kann.
Auch alle Leiter der Dikasterien (Ministerien) des Vatikans haben ihre Ämter verloren, ihre Sekretäre bleiben geschäftsführend im Amt. Eine Ausnahme von dieser Regel hatte Franziskus selbst noch verfügt: Der Generalrevisor der Finanzbehörde bleibt im Amt, damit es in der Übergangszeit nicht zu ungeregelten Geldabflüssen kommen kann. Der Vatikan hatte in der Vergangenheit schwer mit Korruption und Missmanagement zu kämpfen.

Papst Franziskus:Ein Leben für den heiligen Stuhl
Jorge Mario Bergoglio war der Kardinal der Armen in den Suppenküchen Argentiniens. Als Papst Franziskus suchte er die Nähe der Menschen und brach Konventionen in Rom. Sein Pontifikat in Bildern.
Am Montag Abend wurde auch die Todesursache von Franziskus offiziell bekannt gegeben: Schlaganfall und irreversibles Herzversagen. Vor dem Herzversagen sei er ins Koma gefallen, heißt es in dem vom Direktor des Gesundheitsamtes des Vatikanstaats, Professor Andrea Arcangeli, unterzeichneten Dokument. Der Tod sei durch ein Todes-EKG (Elektrokardio-Thanatografie) festgestellt worden.
Sein Testament hatte Franziskus bereits 2022 verfasst
Der Vatikan veröffentlichte auch das Testament des Papstes, das er bereits am 29. Juni 2022 verfasst hatte, nachdem er aus gesundheitlichen Gründen eine Afrika-Reise hatte verschieben müssen. Er spüre das Ende seines irdischen Lebens nahen, heißt es in dem kurzen Text, und hoffe auf das Ewige Leben. Sodann ordnet er an, dass seine sterblichen Überreste in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore den Tag der Auferstehung erwarten: „Das Grab muss in der Erde sein; einfach und ohne besonderen Schmuck und mit der einzigen Inschrift: Franciscus.“
Am Montag Abend fand auf dem Petersplatz ein Rosenkranzgebet für den verstorbenen Papst statt, zu dem zahlreiche Gläubige kamen.

Tagsüber hatte sich die Trauerstimmung hier in Grenzen gehalten. Überall waren Touristen unterwegs wie eh und je, Gabelstapler transportierten den reichhaltigen Blumenschmuck vom Ostergottesdienst ab – und die großen Bildschirme am Platz blieben schwarz. Weder gab es dort eine Erinnerung an den Papst, noch wurde auf dem Platz getragene Musik gespielt. Erst am Nachmittag wurde das Rosenkranzgebet mit einem Bild des lächelnden Franziskus angekündigt.

Argentinien:Trauer am Ende der Welt
Franziskus war nicht nur Gottes Stellvertreter auf Erden, sondern auch Argentinier, Fußballfan und Mate-Tee-Trinker. Nur einen Wunsch erfüllte er seinen Landsleuten bis zum Schluss nicht.
Viele Erwartungen richten sich jetzt auf das große Requiem am Samstag, zum dem zahlreiche Politiker und Staatsoberhäupter aus aller Welt nach Rom kommen. Aus Deutschland wird eine größere Delegation mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem scheidenden Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet. Auch US-Präsident Donald Trump will gemeinsam mit Ehefrau Melania anreisen. Das kündigte er auf der Online-Plattform Truth Social an. Es wäre die erste angekündigte Auslandsreise in seiner neuen Amtszeit.
Anschließend wird der Leichnam wie gewünscht über den Tiber zur Basilika Santa Maria Maggiore gebracht. Dort wird Franziskus in der Nähe des von ihm über alles geliebten Marienbildes „Salus Populi Romani“ beerdigt. Hier pflegte er häufig zu beten, so vor und nach jeder seiner vielen Reisen. Auch wenige Tage vor seinem Tod hatte er sich noch einmal hierherbringen lassen.