Zu den Bekehrten predigen ist einfach. Papst Franziskus hat sich also einiges vorgenommen für seine Reise durch Südostasien. Am Dienstag landete er in Jakarta, der Hauptstadt des bevölkerungsreichsten muslimischen Landes der Welt. Etwa 280 Millionen Menschen leben in Indonesien, nur elf Prozent unter ihnen sind Christen, 87 Prozent glauben an Allah.
Der Papst wurde nach 13 Flugstunden in einem Rollstuhl an einer Ehrengarde vorbeigeschoben und vom Minister für religiöse Angelegenheiten sowie dem Erzbischof von Jakarta, Kardinal Ignatius Suharyo Hardjoatmodjo, begrüßt. Ursprünglich hatte Franziskus schon 2020 kommen wollen, was aber an der Pandemie scheiterte. Seine Reise unterstreicht die Bedeutung Asiens für die katholische Kirche: Die Region ist eine der wenigen auf der Welt, in denen die Zahl der getauften Gläubigen und der Ordensberufe wächst.
„Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauen“
In seiner ersten Rede rief der Pontifex am Mittwoch die politischen Führer dazu auf, das Land vor religiösem Extremismus zu schützen. Vor 300 Politikern und geistlichen Führern diverser Konfessionen warb der 87-Jährige im Präsidentenpalast Merdeka für einen interreligiösen Dialog: „Nur so können Vorurteile abgebaut werden und ein Klima des gegenseitigen Respekts und Vertrauen wachsen.“ In den vergangenen Jahren war es in Indonesien wiederholt zu extremistischer Gewalt gekommen, etwa Selbstmordattentaten in den Jahren 2021 und 2022 durch Mitglieder der Gruppe „Jamaah Ansharut Daulah“, die sich dem Islamischen Staat zurechnet.
Neben Franziskus stand Joko Widodo, der seit seiner Wahl im Jahr 2014 als liberaler Präsident gilt. Indonesien befindet sich in einer Übergangsphase, noch regiert Widodo, doch er wird sein Amt am 20. Oktober an den bereits im Februar gewählten Prabowo Subianto übergeben. In seiner Begrüßung dankte Widodo dem Papst für dessen Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gaza-Krieg. „Indonesien schätzt die Haltung des Vatikans, der weiterhin zum Frieden in Palästina aufruft und eine Zwei-Staaten-Lösung unterstützt“, sagte Widodo.
Israels Krieg im Gazastreifen gilt als heikles Thema bei Franziskus’ Jakarta-Besuch. Zwar ist die Religionsfreiheit eigentlich in Indonesiens Verfassung verankert. Doch während Christen als Teil der Gemeinschaft angesehen werden, können Juden bei der Einreise ins Land auf den Papieren nicht einmal ihre Religion ankreuzen. Indonesien gilt als zutiefst antisemitisch, und Jakarta hat Israel als Staat nie akzeptiert. Die seit dem 7. Oktober täglich gezeigten Nachrichtenbilder aus Gaza haben den Zustand nicht verbessert. Außenministerin Retno Marsudi erklärte nach einem privaten Treffen von Franziskus und Widodo, dass die beiden nicht speziell über den Gaza-Krieg gesprochen hätten, sondern allgemein über „die Bedeutung des Friedens“. Der einzige Rabbi des Inselreiches war zu der Rede des Papstes vor Würdenträgern nicht eingeladen.
In Papua-Neuguinea und Osttimor wird er über den Klimawandel sprechen
Am Donnerstag will Franziskus neben anderen Persönlichkeiten auch Nasaruddin Umar treffen, den Großimam der Istiqlal-Moschee, der größten Moschee in ganz Südostasien. Der katholisch-muslimische Dialog ist Franziskus wichtig, 2019 besuchte er als erster Papst die arabische Halbinsel. Nach Indonesien wird er nach Papua-Neuguinea und Osttimor weiterreisen – auch, um dort über die Bedrohung durch den Klimawandel zu sprechen. Die Region ist durch den steigenden Meeresspiegel und immer heftigere Hitzewellen und Taifune besonders gefährdet.
In Osttimor, wo die Bevölkerung überwiegend katholisch ist, könnte ihn allerdings ein Kirchenthema einholen. 2022 verhängte der Vatikan Sanktionen gegen den Bischof Carlos Ximenes Belo, einen Unabhängigkeitshelden Osttimors, dem vorgeworfen worden war, in den 1990er-Jahren kleine Jungen sexuell missbraucht zu haben. Ob Papst Franziskus etwas zu diesem Fall sagen will, wurde im Vorfeld der Reise nicht bekannt gegeben.
Die letzte Station des Argentiniers wird Singapur sein, wo drei Viertel der Menschen ihre Wurzeln in China haben. Dort könnte der Papst versuchen, die Beziehungen nach Peking über Eck zu verbessern. Am 13. September wird er in Rom zurückerwartet, im katholischen Kernland.