Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Er starb am Samstagmorgen im Alter von 95 Jahren in seiner Wohnung. "Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Die Trauerfeier ist am Donnerstag, 5. Januar, 9.30 Uhr, auf dem Petersplatz geplant. Das Requiem werde Papst Franziskus leiten, so der Vatikan.
Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayern hatte sich zuletzt verschlechtert. Bereits am Mittwochvormittag, 28. Dezember, hatte Papst Franziskus bei seiner wöchentlichen Generalaudienz dazu aufgefordert, für seinen Vorgänger zu beten. Am 28. Dezember bekam Benedikt nach Angaben des Vatikans auch seine Krankensalbung. Die Krankensalbung ist in der katholischen Kirche ein Sakrament, man kennt sie auch unter dem Begriff letzte Ölung.
Benedikt XVI., der mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger hieß, war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt freiwillig zurück - als erster Papst seit mehr als 700 Jahren. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit - ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Während des Pontifikats seines Nachfolgers Franziskus lebte Benedikt zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.

Katholische Kirche:Das Leben von Benedikt XVI. in Bildern
Joseph Ratzinger war der erste deutsche Papst seit 500 Jahren. Ein Rückblick.
In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Die anfängliche Begeisterung der Deutschen schwand. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.
Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.
2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977 bis 1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.
Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr
Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er "für die Welt verborgen" bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.
Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt XVI. zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause".
Leichnam wird vom 2. Januar an im Petersdom aufgebahrt
Vom 2. Januar an wird er nun öffentlich im Petersdom aufgebahrt. Die Menschen können dann von ihm Abschied nehmen. Johannes Paul II. - Papst von 1978 bis 2005 und ein Liebling der Römer - lag neun Tage lang aufgebahrt im Petersdom, so lange wird es bei Benedikt XVI. vermutlich nicht werden. Doch die italienischen Vatikankenner gehen davon aus, dass sich das Volk der Gläubigen auch einige Tage lang vom "Papa tedesco" verabschieden kann. Der Vatikan betritt ohnehin zeremonielles Neuland, die Beisetzung eines verstorbenen Papstes ist genau geregelt, nicht aber die eines emeritierten Pontifex.
Die Deutsche Bischofskonferenz teilte mit, dass ein zentrales bundesweites Requiem in Berlin ausschließlich für den amtierenden Papst vorgesehen ist. Die 27 deutschen Bistümer werden in den kommenden Tagen aber zu eigenen Requien in den Bischofskirchen einladen. Eine offizielle Kondolenzliste werde zu einem späteren Zeitpunkt in der Apostolischen Nuntiatur in Berlin ausgelegt, außerdem in der Domkirche des Bischofs von Limburg und am Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, im Bonner Münster St. Martin.
Früher hieß es, Joseph Ratzinger wolle daheim in Bayern bestattet werden. Doch sein letzter Ruheplatz wird wohl da sein, wo Päpste nun einmal ruhen, im Zentrum des Zentrums der katholischen Kirche - in den Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom. In der Krypta ist ein Grab frei, seitdem Johannes Paul II. heiliggesprochen und in eine Seitenkapelle der Kirche verlegt wurde. Der frei gewordene Platz ist für Benedikt gedacht.