Nach einer drei Tage langen öffentlichen Aufbahrung wird der verstorbene Papst Benedikt XVI. an diesem Donnerstag im Vatikan beigesetzt. Seit 9.30 Uhr wurde auf dem Petersplatz ein Requiem für den verstorbenen Papst abgehalten. Für den Trauergottesdienst wurden Zehntausende Gläubige erwartet. Schätzungsweise 3700 Priester sind laut Vatikan-Sprecher Matteo Bruni bei dem Gottesdienst zugegen. Mehr als 1000 Medienvertreter aus über 30 Ländern hatten sich für die Veranstaltung angemeldet. Genauso viele Sicherheitskräfte sollten sie absichern.
Papst Franziskus nahm in seiner Predigt während der Totenmesse für Benedikt XVI. nur wenig direkten Bezug auf seinen Vorgänger. Der Pontifex sprach vor allem über Hingabe für Gott und Vertrauen auf den Herrn. Erst ganz am Schluss sagte der Argentinier vor dem Holzsarg des emeritierten Papstes: "Benedikt, du treuer Freund des Bräutigams, möge deine Freude vollkommen sein, wenn du seine Stimme endgültig und für immer hörst!" Jesus wird in der katholischen Kirche oft als Bräutigam bezeichnet.
Franziskus stand dem Requiem für seinen verstorbenen Vorgänger vor. Wegen gesundheitlicher Probleme zelebrierte jedoch nicht er die Messe, sondern der Leiter des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re. Um etwa 11 Uhr wurde der Holzsarg mit dem Leichnam Benedikts in den Petersdom gebracht. Dort wird der verstorbene Papst in der Gruft in seiner letzten Ruhestätte beigesetzt. Die Öffentlichkeit ist davon ausgeschlossen.
Trauerfeier im Vatikan:So hat die Welt Benedikt verabschiedet
Papst Franziskus hat in seiner Predigt "Weisheit" und "Feingefühl" seines Vorgängers hervorgehoben. Nach einer Messe vor Tausenden Menschen findet nun das Begräbnis unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Bilder aus Rom.
Aus Deutschland sind die höchsten Vertreter der Verfassungsorgane angereist, also sowohl Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kam mit einer aus 170 Personen bestehenden Delegation. Die katholische Kirche Deutschlands ist mit dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing, dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, dem Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, dem Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, dem Passauer Bischof Stefan Oster sowie dem früheren Bamberger Erzbischof Ludwig Schick vertreten.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. - mit bürgerlichem Namen Joseph Ratzinger - war von Montag bis Mittwoch im Petersdom aufgebahrt worden. 195 000 Menschen kamen in dieser Zeit in die Basilika, um Abschied zu nehmen. Benedikt starb am Silvestermorgen um 9.34 Uhr in seiner Vatikan-Residenz Mater Ecclesiae. Das Kloster in der Vatikanischen Gärten war sein letzter Wohnsitz in den Jahren nach dem Rücktritt 2013.
Zur genauen Todesursache machte der Vatikan bislang keine Angaben. Sein langjähriger Vertrauter und Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, sagte dem vatikaneigenen Medienportal Vatican News, dass sein Todeskampf nicht länger als 45 Minuten gedauert haben dürfte. Benedikts letzte Worte waren ihm zufolge auf Italienisch "Herr, ich liebe dich". In den Tagen vor seinem Ableben habe er Atemprobleme gehabt.
Papst Franziskus hatte in der Generalaudienz vom 28. Dezember des zurückliegenden Jahres zum Gebet für Benedikt aufgefordert, weil dieser "sehr krank" sei. Damit machte er überhaupt erst publik, dass es seinem Vorgänger, Ex-Chef der mächtigen Glaubenskongregation und früheren Erzbischof von München und Freising, schlecht ging.
Benedikt lebte seit seinem Rücktritt sehr zurückgezogen. 2022 holte ihn mit der Veröffentlichung des Münchener Missbrauchsgutachtens die Vergangenheit wieder ein. Die Gutachter warfen ihm darin Fehlverhalten in seiner Zeit als Erzbischof vor. Die Opfervereinigung Eckiger Tisch fordert von der nun zur Beisetzung anreisenden Delegation aus Deutschland, sich in Rom auf die Seite der Missbrauchsopfer zu stellen. Sie solle der "Mythenbildung über die Rolle des Verstorbenen" in Bezug auf die Aufdeckung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker der katholischen Kirche entgegen treten, hieß es in einer Mitteilung.