Der griechische Premier Giorgos Papandreou hat noch einmal fulminant gekämpft, aber Sieg wäre als Wort zu groß für das, was er am Freitagabend errungen hat: Er hat sich das Recht auf einen ehrenvollen Abgang erkämpft. Papandreou hat eine Vertrauensabstimmung gewonnen, aber das Vertrauen großer Teile seiner eigenen Partei hat er längst verloren.
Der griechische Premier Papandreou nach der gewonnenen Vertrauensabstimmung: Nun beginnt das Tauziehen um eine Übergangsregierung - doch es ist unwahrscheinlich, dass der Premier dieser neuen Regierung noch Papandreou heißen wird.
(Foto: AFP)Die von Tag zu Tag zahlreicheren Rebellen in der sozialistischen Pasok haben nur aus einem Grund für ihn gestimmt: Weil er ihnen versprochen hat, bald beiseite zu treten, um eine breite Koalition möglich zu machen. Einige der Pasok-Leute fürchten um ihr Land, viele fürchten schlicht um sich selbst und die Zukunft ihrer Partei: Sie wollen die grausamen Sparmaßnahmen nicht länger alleine schultern.
Nun beginnt das Tauziehen um eine Übergangsregierung. Es ist unwahrscheinlich, dass der Premier dieser neuen Regierung noch Papandreou heißen wird: Die konservative Nea Dimokratia ND, die im Moment alle Umfragen anführt, hat das kategorisch ausgeschlossen. Papandreou mag versuchen, die kleineren Parteien auf seine Seite zu ziehen, aber eine solche "Regierung des breiten Konsenses" verdiente ohne die ND ihren Namen nicht.
Reflex der totalen Verweigerung
Wenn er es tatsächlich ohne die ND versuchte - Papandreou würde wohl die nächste Revolte seiner Partei herauf beschwören, die sich spätestens seit gestern Nacht auf eine Zukunft ohne ihn eingestellt hat. Finanzminister Evangelos Venizelo steht längst bereit, ihn zu beerben als Führer der Partei.
Ebenso gefährlich ist die erneute Forderung von Oppositionschef Antonis Samaras nach sofortigen Neuwahlen ohne Übergangsregierung, der sich offenbar noch nicht frei gemacht hat vom Reflex der totalen Verweigerung. Neuwahlen jetzt sofort brächten noch mehr Wochen des Tumults, die sich Griechenland im Moment schlicht nicht leisten kann - es hat nur mehr Geld für wenige Wochen, braucht dringend die nächsten acht Milliarden Euro Hilfskredite.
Das wahrscheinlichste Szenario ist also: Griechenland bekommt in den kommenden Tagen eine Notregierung, die dann in einem nächsten Schritt Neuwahlen vorbereitet. Wird das der Neuanfang, den das Land braucht? Jammer und Schrecken, meinte Aristoteles, wohne eine Macht inne, die Macht, eine Katharsis herbeizuführen. Über einen Mangel an Jammer und Schrecken können die Griechen nicht klagen, ist die Läuterung also in Sicht? Die Griechen hoffen, aber wer möchte ihnen die Skepsis verdenken.