Süddeutsche Zeitung

Panzerlieferungen an die Ukraine:Folgen weitere Panzer?

Grüne und FDP wollen erreichen, dass neben den zugesagten Schützenpanzern vom Typ "Marder" auch "Leopard"-Kampfpanzer an die Ukraine geliefert werden. Die SPD bremst.

Von Joachim Käppner und Henrike Roßbach

Grüne und FDP setzen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unter Druck, der Ukraine neben den zugesagten Schützenpanzern vom Typ Marder auch Leopard-Kampfpanzer zu liefern. "Wir sollten alles tun und liefern, was möglich ist. Dazu gehören auch Leopard-Panzer", sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) der Funke-Mediengruppe. Wolfgang Kubicki (FDP), ebenfalls Vizepräsident des Bundestags, warnte vor Alleingängen und betonte, dass Deutschland sich eng mit seinen Nato-Partnern abstimmen müsse. Doch auch er sagte, es könne vernünftig sein, auch Leopard-Panzer zu liefern.

Nachdem das deutsche Ja zur Marder-Lieferung bekannt geworden war, hatte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), bereits am Donnerstag auf Twitter geschrieben: "Unser Einsatz hat gewirkt. Aber: Wir lassen nicht locker. Nach dem Marder kommt der Leopard."

Doch während Vertreter von FDP und Grünen den Kanzler zu weitergehenden Schritten drängen, bremst die SPD. Die Co-Vorsitzende der Partei, Saskia Esken, sagte am Sonntag, dass man die Ukraine weiter humanitär, finanziell und militärisch unterstützen werde. Es bleibe aber dabei, dass man sich mit den internationalen Partnern und Freunden bei Sanktionen und Waffenlieferungen abstimme, "insbesondere mit den Vereinigten Staaten von Amerika". Am Ende gehe es ganz klar darum, "dass Deutschland und auch niemand sonst Alleingänge wagt". Ihr Co-Vorsitzender Lars Klingbeil hatte zuvor ebenfalls darauf verwiesen, dass bislang noch kein Land Kampfpanzer wie den Leopard liefere.

Der "Leopard 2" gilt als einer der besten Panzer der Welt

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sieht es offenbar ähnlich: "Die Lieferung des Marder ist ein richtiger Schritt", sagte er der Süddeutschen Zeitung. "Jedes weitere Vorgehen sollten wir ebenfalls mit unseren Verbündeten abstimmen." Man werde die Ukraine auch weiter militärisch unterstützen.

Bei den älteren, wenn auch sehr robusten Mardern handelt es sich um Schützenpanzer, leichter gepanzerten und leichter bewaffneten Fahrzeugen zum Transport und zur Kampfunterstützung von Infanterie. Die US-amerikanischen Bradley und französischen AMX-10-RC-Spähpanzer sind vergleichbare Modelle. Der Leopard 2 hingegen ist ein schwerer, massiv geschützter Kampfpanzer mit einer 120-Millimeter-Kanone; der neueste Typus 2 A 7 gilt als einer der besten Panzer der Welt. In der Ukraine könnte der Leopard sowohl als Speerspitze bei der Rückeroberung besetzter Gebiete eingesetzt werden als auch zur Abwehr russischer Panzerangriffe - den meist älteren Modellen der russischen Armee ist er etwa bei Schutz und Elektronik deutlich überlegen.

Die schon länger schwelende Debatte hat zuletzt noch einmal Fahrt aufgenommen. Am Donnerstag teilte die Bundesregierung nach einem Telefonat zwischen Scholz und dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden mit, Deutschland werde der Ukraine den Schützenpanzer Marder zur Verfügung stellen werde. Geplant ist eine Lieferung von rund 40 Mardern noch im ersten Quartal; auch ein Patriot-Flugabwehrraketensystem soll bis Ende März geliefert werden. Die USA wiederum wollen Schützenpanzer vom Typ Bradley liefern; Frankreich Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC.

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