Panzer-Deal mit Riad:Münchner Rüstungsfirma am digitalen Pranger

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Mehr als 200 Panzer sollen an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden, aber die Bundesregierung und der Rüstungshersteller schweigen. Nun sammelt ein Künstlerkollektiv im Internet Informationen über die Eigner - und ein Miteigentümer packt aus.

Frederik Obermaier, Berlin

Am Anfang war der Steckbrief: "Wer hat Informationen, die zur Verurteilung dieser Menschen führen?" stand darauf, daneben war das Gesicht von Burkhart Braunbehrens zu sehen. Wenig später bekam der 71-Jährige Post - in einem wattierten DIN-A5-Umschlag steckten eine Patrone und ein rußverschmierter Zettel. "Mit Ihren Geschäften geben Sie Kindern und deren Eltern keine Chance auf ein glückliches Leben", war darauf zu lesen.

Panzer-Geschäft - Leopard 2 A7+

Darum geht es: Mehr als 200 Panzer vom Typ Leopard 2-A7+ sollen von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) nach Saudi-Arabien geliefert werden.

(Foto: dpa)

Es war der vorläufige Höhepunkt einer Kampagne gegen den Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und dessen Eigentümer, zu denen auch Burkhart Braunbehrens zählt. Die fragwürdige Aktion rückt einen Rüstungsdeal ins Licht der Öffentlichkeit, den die Verantwortlichen wohl am liebsten geheim gehalten hätten.

Mehr als 200 Panzer vom Typ Leopard 2-A7+ sollen demnach an das saudi-arabische Königshaus geliefert werden. Die Bild am Sonntag spricht gar von bis zu 800 "Leos" - wie die 60-Tonnen-Ungetüme von Soldaten genannt werden. Die Bundesregierung will sich dazu nicht äußern. Rüstungsdeals sind Geheimsache.

Ein Sprecher von Krauss-Maffei Wegmann beharrt, es gebe "keinen Auftrag". Nur bei den Eigentümern der Münchner Rüstungsfirma wird derweil offenbar über das Geschäft gestritten. Grund dürfte auch die Aktion des "Zentrums für politische Schönheit" sein.

Das Künstlerkollektiv war schon mehrmals mit provokanten Aktionen in Erscheinung getreten. 2009 wollte die Gruppe die Kanzlerkandidaten Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier auf Ebay versteigern (Mindestgebot: 68 Philippinische Pesos), ein Jahr später errichteten die Künstler vor dem Brandenburger Tor einen Berg aus Schuhen, um an das Massaker von Srebrenica zu erinnern.

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