Pandemie:Sorge vor der zweiten Welle

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Das Coronavirus breitet sich weltweit rasant aus. Auf deutsche Urlauber könnte eine Testpflicht zukommen.

Von Kathrin Zinkant, Berlin

Während die Infektionen mit dem Coronavirus fast täglich Rekorde brechen, könnte auf deutsche Urlaubsheimkehrer aus den Risikogebieten bald eine Testpflicht zukommen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nach eigener Aussage prüfen lassen, ob eine solche Verpflichtung "rechtlich möglich" ist. Grund ist die rasante Verbreitung des Erregers im Ausland. Schon am Samstag wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mehr als 284 000 Neuinfektionen weltweit registriert - und damit mehr an einem Tag als je zuvor.

Seit dem Wochenende können sich Heimkehrer aus Risikogebieten auf zahlreichen deutschen Flughäfen kostenlos testen lassen, allerdings ist die Teilnahme nach wie vor freiwillig. Der jüngsten Maßnahme im Kampf gegen das Virus war ein Streit darüber vorausgegangen, ob Reisende nicht selber für die Tests aufkommen müssten, um die daheimgebliebene Bevölkerung zu schützen.

Tatsächlich gibt es in Deutschland Anzeichen dafür, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder zunimmt. Zweimal in Folge wurden der WHO zum Wochenende rund 800 Neuinfektionen aus der Bundesrepublik gemeldet, nachdem die Meldezahlen in den Tagen zuvor schon gestiegen waren. Dabei kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen. So haben sich im bayerischen Mamming zuletzt 174 Erntehelfer auf einem Gurkenhof mit dem Coronavirus angesteckt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) treten neben solchen sogenannten Clustern aber auch verstärkt wieder Fälle in der Fläche auf, was zu einem Teil mutmaßlich mit den Reiserückkehrern zusammenhängt.

Die Behörde hatte bereits am Freitag davor gewarnt, dass sich die seit Mai deutlich beruhigte Lage wieder verschärfen könne. Darauf weisen auch Kennzahlen wie die 7-Tage-Reproduktionszahl hin, die zuletzt deutlich über eins stieg und eine erneute Ausbreitung des Erregers signalisiert. Das RKI ruft dazu auf, neben Hygiene- auch die Abstandsregeln zu beachten. In Berlin, aber auch in Hamburg musste die Polizei am Wochenende mehrmals einschreiten, um Menschenansammlungen, Gedränge und ausgelassene Feiern in Parks und Vergnügungsvierteln aufzulösen.

Unterdessen gibt es widersprüchliche Aussagen darüber, ob ein wirksamer Impfstoff - sobald er existiert - für die ganze Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. So sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek der Bild am Sonntag, es könne "jeder Deutsche, der es will" geimpft werden, sobald ein Impfstoff gefunden sei. Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg widersprach dieser Ankündigung vehement. "Ich verstehe nicht, wie man bei diesem hoch komplizierten Thema zu so einer Aussage kommen kann", sagte der Virologe. Nach Ansicht von Schmidt-Chanasit ist es extrem unwahrscheinlich, dass eine Immunisierung nach erfolgreicher Entwicklung in ausreichender Menge verfügbar sein und auch unmittelbar für alle Altersgruppen zugelassen wird.

© SZ vom 27.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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