Panama Papers und Putin:"Die Indizien sind eindeutig"

Kremlgegner Nawalny

Nawalny wurde 2013 wegen Unterschlagung in einem spektakulären Prozess zu fünf Jahren Lagerhaft verurteilt (Archivbild). Drei Monate später setzte das Gericht die Strafe zur Bewährung aus.

(Foto: dpa)

Was der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny über die Panama Papers und die Spur zu Wladimir Putin sagt.

Von Julian Hans, Moskau

Der Mann, dessen Namen Wladimir Putin nie öffentlich ausspricht, hat sein Büro in der fünften Etage eines modernen Geschäftshauses im Moskauer Süden. Nur ein Aufkleber mit der Zahl #20 an der Stahltür deutet darauf hin, dass hier die Stiftung zur Bekämpfung der Korruption arbeitet. Die 20 wirbt dafür, den Artikel 20 der UN-Konvention gegen Korruption umzusetzen: Beamte, die die Herkunft ihres Reichtums nicht erklären können, sollen dafür zur Rechenschaft gezogen werden können.

Alexej Nawalny spürt solchen unsauberen Geschäften seit vielen Jahren nach. Und er hat das Talent, sehr plakativ davon zu berichten. Eine Straße, die zu den olympischen Spielen gebaut wurde, war so teuer, als hätte man sie mit französischer Gänsestopfleber gepflastert, hatte er etwa ausgerechnet. Seine Bezeichnung "Partei der Gauner und Diebe", die er der Kreml-Partei Einiges Russland vor den Parlamentswahlen 2011 gab, haftet ihr bis heute an.

In kurzer Zeit wurde der Anwalt und Finanzexperte zu einer der populärsten Figuren der russischen Opposition. Bei den Moskauer Bürgermeisterwahlen bekam er im Sommer 2013 aus dem Stand 27 Prozent.

Auf Sergej Roldugin wäre auch er nicht gekommen, gesteht Nawalny im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Panama Papers zeigen, dass über Offshore-Firmen, an denen der Jugendfreund des Präsidenten beteiligt war, zwei Milliarden Dollar verschoben wurden. Ein bescheidener Musiker soll für Putin eine schwarze Kasse verwalten? Nawalny ist überzeugt, dass es so ist. Es gebe keine Erklärung, weshalb Roldugin auch nur annährend über solche Summen verfügen könnte. Dazu komme die Rolle großer Staatsunternehmen und eine "nervöse Reaktion" des Kremls. "Alles zusammen weist darauf hin, dass die Veröffentlichungen unmittelbar die Korruption von Putin offengelegt haben", sagt Nawalny.

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