Panama Papers:Putin-Freund Sergej Roldugin: Melodien für Milliarden

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"Alles kostet Geld": Sergej Roldugin (hier ein Archivbild vom Dezember 2015), bekannter Cellist und enger Freund des russischen Präsidenten Putin, über seine Beteiligung an den Panama-Deals. (Foto: imago/ITAR-TASS)
  • In einem TV-Interview hat sich der Cellist und Putin-Vertraute Sergej Roldugin erstmals zu den Enthüllungen aus den Panama Papers geäußert.
  • Alle Geschäfte, an denen er beteiligt gewesen sei, hätten aber nur einem Zweck gedient: Die russische Musik zu fördern.

Von Julian Hans, Moskau

Sergej Roldugin, der Cellist und Jugendfreund des russischen Präsidenten Wladimir Putin, hat eingeräumt, dass er über Offshore-Firmen Anteile an russischen Unternehmen hält. Allerdings würden die Gewinne daraus fast ausschließlich zur Förderung von Nachwuchsmusikern im Sankt Petersburger Haus der Musik eingesetzt, sagte er in einem Interview, das das russische Staatsfernsehen am Sonntagabend ausstrahlte.

"Ich habe angebettelt, wen ich konnte, für dies und jenes, denn alles kostet Geld: Die Instrumente sind teuer, die Professoren sind teuer. Ich wollte, dass wir die besten Instrumente, die besten Professoren und die besten Räume haben für unsere russischen Musiker, das kostet wahnsinnige Summen!" Schließlich hätten ihm die Mäzene einen kleinen Anteil am Geschäft angeboten, "um nicht mehr betteln zu müssen, sondern eigenes Geld zur Unterstützung der großen russischen Kultur zur Verfügung zu haben".

Roldugin rühme sich nicht damit, dass er mit Präsident Putin befreundet sei, verheimliche das aber auch nicht, heißt es in dem 19-minütigen Beitrag. Die beiden würden sich seit 1977 kennen; wie berichtet sei Roldugin auch Taufpate von Putins älterer Tochter Maria. "Wahrscheinlich trägt diese Freundschaft dazu bei, dass die Wirtschaft bereit ist, für die Unterstützung der russischen Kultur zu spenden".

Ein vergleichbares Cello wie das Stradivari-Instrument im Fundus des Musikhauses habe heute einen Wert von mehr als elf Millionen Dollar. Aus den Unterlagen der Kanzlei Mossack Fonseca geht hervor, dass durch Briefkastenfirmen, die mit Roldugin verbunden sind, insgesamt etwa zwei Milliarden Dollar geschleust wurden. Theoretisch könnten damit 174 Cellos von vergleichbarem Wert gekauft werden.

Wenn Journalisten ihn einen Hüter der Milliarden nennen, widerspreche er nicht, sagte Roldugin. "Alle Milliarden sind hier", erläutert der Reporter des Senders Westi. Dazu zeigt die Kamera den aufwendig restaurierten Palast eines Romanow-Abkömmlings - heute das Haus der Musik.

"Ich bin stolz, dass ich solche Freunde habe"

Ende vergangener Woche hatte Putin bereits erklärt, der Cellist setze sein Geld für wohltätige Zwecke ein. Viele russische Künstler seien nebenbei wirtschaftlich tätig, sagte er im russischen Fernsehen. Soviel er wisse, gehöre auch sein Freund Roldugin dazu: "Soviel ich weiß, ist er Minderheitsaktionär in einem unserer Unternehmen und verdient dort ein bisschen Geld, natürlich nicht Milliarden, das ist Blödsinn". Er sei stolz auf solche Leute und besonders auf seinen Freund, denn: "Fast alles, was er da verdient, gibt er dafür aus, Musikinstrumente im Ausland zu kaufen und sie nach Russland zu bringen." Dort übergebe er sie staatlichen Einrichtungen. Schon viele Jahre setzte Roldugin sich dafür ein, die russische Kultur in der Welt bekannt zu machen, so Putin, "und er bezahlt das alles praktisch aus seiner eigenen Tasche". Je mehr solche Menschen es gebe, desto besser: "Und ich bin stolz, dass ich solche Freunde habe."

Aus den Panama-Papieren geht hervor, dass Briefkastenfirmen, mit denen Sergej Roldugin in Verbindung steht, von russischen Banken hohe Kreditlinien ohne Sicherheiten eingeräumt bekamen, Kredite nicht zurückzahlen mussten und Entschädigungszahlungen für geplatzte Aktiengeschäfte erhielten.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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