Panama Papers:Mehrere Tausend Deutsche nutzten Briefkastenfirmen von Mossack Fonseca

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Mehrere Tausend Deutsche nutzten Briefkastenfirmen von Mossack Fonseca (Foto: Peter Hoffmann)

Die Panama Papers zeigen: Fast alle großen deutschen Banken gründeten oder verwalteten Briefkastenfirmen.

Von Frederik Obermaier, Bastian Obermayer und Ulrich Schäfer, München

Mindestens 28 deutsche Banken haben in den vergangenen Jahren die Dienste der Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama genutzt. Insgesamt gründeten die deutschen Banken, darunter sechs der sieben größten Kreditinstitute, bei dem Offshore-Dienstleister mehr als 1200 Briefkastenfirmen oder verwalteten sie für ihre Kunden. Allein die Deutsche Bank setzte bis zum Jahr 2007 mehr als 400 Offshore-Firmen auf. Dies geht aus den Panama Papers hervor. Die Unterlagen, die der Süddeutschen Zeitung zugespielt wurden, zeigen zudem, dass mehrere Tausend Deutsche die Briefkastenfirmen von Mossack Fonseca genutzt haben. Als Vermittler traten dabei nicht nur deutsche, sondern auch ausländische Banken auf.

Weltweit haben mehr als 500 Banken die Dienste von Mossack Fonseca genutzt, darunter sehr viele namhafte Geldhäuser. Sie orderten bei der Kanzlei aus Panama insgesamt mehr als 15 600 Briefkastenfirmen. Dies ergaben die Recherchen des Internationalen Konsortiums für Investigative Journalisten (ICIJ), das zusammen mit der Süddeutschen Zeitung die gemeinsame Arbeit von weltweit 400 Journalisten organisiert hat, die die Panama Papers auswerten. An der Kooperation sind rund 100 Medien aus fast 80 Ländern beteiligt.

In Deutschland nutzten neben der Deutschen Bank insbesondere die Dresdner Bank, die Commerzbank und die BayernLB die Dienste von Mossack Fonseca. Auch andere Landesbanken bedienten sich der Dienste des Offshore-Dienstleisters. Die beteiligten Banken betonten, dass sie ihre Geschäftspolitik bereits in den vergangenen Jahren geändert hätten. Die Commerzbank erklärte, sie habe schon von 2008 an "konsequent umgesteuert". Die BayernLB teilte mit, sie habe das Privatkundengeschäft der Luxemburger Tochter 2013 verkauft. Zuvor hatte sie über Luxemburg mindestens 129 Briefkastenfirmen verwaltet. Die BayernLB kündigte auf Anfrage zusätzlich zu einer früheren Prüfung eine weitere Untersuchung an.

Die Deutsche Bank erklärte zu den Briefkastenfirmen, die sie vermittelt hatte, man gebe "grundsätzlich keine Auskunft zu möglichen oder tatsächlichen Geschäftsbeziehungen". Seit November 2015 lehne die Bank es aber ab, "Kunden in bestimmten Orten und Kundengruppen mit höheren Risikoprofilen" aufzunehmen. Rund 50 der einst 400 Briefkastenfirmen, die von der Deutschen Bank geordert wurden, sind laut den Panama Papers noch aktiv, allerdings wird die Bank bei den meisten nicht mehr als Vermittler geführt; sie hat dieses Geschäft weitgehend abgegeben.

Die Panama Papers werfen zudem ein neues Licht auf den Skandal um die schwarzen Kassen bei Siemens. Die Unterlagen sowie ergänzende Recherchen legen den Verdacht nahe, dass ehemalige Siemens-Manager einen Teil des Geldes, das sie einst in schwarzen Kassen in Lateinamerika verwaltet haben, nach Bekanntwerden der Affäre im November 2006 nicht an den Konzern zurückgeführt haben. Stattdessen wurden offenbar fast drei Millionen Euro auf private Konten unter anderem auf den Bahamas und in der Schweiz gelenkt. Einer der beteiligten Ex-Siemens-Manager bestätigte, dass das Konto auf den Bahamas ihm gehörte; andere Fragen zu den Geldtransfers ließ er aber unbeantwortet. Siemens versicherte, man kenne die Vorgänge nicht.

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Zu den Kunden von Mossack Fonseca gehört außerdem eine der schillerndsten Persönlichkeiten Deutschlands: der Privatagent Werner Mauss, der im Auftrag von Regierungen und Geheimdiensten aus vielen Ländern tätig war. Er führte bei Mossfon offenbar zwölf Offshore-Firmen - und zwar unter dem Tarnnamen Claus Möllner. In einem Gespräch mit der SZ sagte Mauss, dass nicht alle dieser Gesellschaften ihm gehören würden. Manche habe er privat, andere in seiner Tätigkeit als Privatagent genutzt. Diese seien alle bei den zuständigen Behörden gemeldet.

Die Veröffentlichung der Panama Papers rief am Montag weltweite Reaktionen hervor. Ein Sprecher von Wladimir Putin sagte, die Enthüllungen über Briefkastenfirmen, die Freunden von Putin gehören, hätten das Ziel, Russlands Staatschef vor den kommenden Parlamentswahlen zu diskreditieren: "Für uns ist offensichtlich, dass das Hauptziel dieser Einwürfe unser Präsident ist", sagte Dmitrij Peskow in einer Telefonkonferenz. Die Berichte enthielten "nichts Konkretes und nichts Neues".

Mehrere Staaten, darunter Frankreich und Indien, kündigten am Montag an, sie wollten aufgrund der Panama Papers juristische Untersuchungen einleiten und mögliche Steuerbetrüger vor Gericht bringen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sagt der SZ: "Wir müssen Briefkastenfirmen und Stiftungen, deren wirtschaftlich Berechtigte anonym bleiben, weltweit verbieten." Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums kündigte an, dass Minister Wolfgang Schäuble (CDU) noch vor der Frühjahrstagung des Internationalen Weltwährungsfonds und der Weltbank Mitte April in Washington neue Vorschläge im internationalen Kampf gegen die Steuerflucht vorlegen werde.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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